Förderung der Sprachentwicklung in der Gruppensituation
Gisela Batliner
zeigt auf, wie die Hörentwicklung der Kinder in diesen jungen Jahren unterstützt werden kann, wie mit ihnen gesprochen werden sollte, um einen natürlichen Spracherwerb zu fördern, und welche Rolle die mitwirkenden pädagogischen Fachkräfte in diesem Prozess spielen.
Einführung
Eltern normal hörender Kinder lehren ihre Kinder die Sprache nicht, sondern sie schaffen ihnen unbewusst eine Umgebung, in der sie Hören, Sprachverständnis und Sprechen aktiv erwerben können. Dies geschieht ausschließlich im alltäglichen Dialog, beim Wickeln, Füttern, Spielen, Bilderbuch ansehen, Aufräumen, Tisch decken, am Spielplatz, und ähnlichen Aktivitäten. Morag Clark aus England sagt dazu: A deaf child has special needs, but these are not for something different, but for more of normality – Hörgeschädigte Kinder haben besondere Bedürfnisse, sie brauchen aber nicht etwas Spezielles, sondern mehr vom Normalen. Nie zuvor konnten auch schwerhörige und sogar gehörlose Kinder auf einem so natürlichen Weg differenzierte Sprache entwickeln wie heute. Eine wichtige Grundlage dafür ist eine möglichst frühe Diagnose mit kompetenter medizinischer, technischer und pädagogischer/sprachtherapeutischer Versorgung. Da der Hör- und Spracherwerb auch für hörgeschädigte Kinder im alltäglichen Miteinander erfolgt, haben neben den Eltern alle Bezugspersonen auf die Entwicklung des Kindes Einfluss, die an seiner Betreuung beteiligt sind. So können auch Sie das hörgeschädigte Kind in seiner Hör- und Sprachentwicklung unterstützen. In allen Entwicklungsbereichen gibt es Phasen großer Fortschritte, Phasen kleiner Fortschritte und Phasen scheinbaren Stillstandes. Dies gilt auch für die Hör- und Sprachentwicklung. Grundsätzlich gilt: Bleiben Sie mit den Eltern und betreuenden Fachleuten im Gespräch. Dieser regelmäßige Austausch über das Kind, ist die beste Basis dafür, das Kind noch besser kennen und verstehen zu lernen und ihm auch in der Gruppe die besten Bedingungen zu geben. Es ist ganz normal, wenn Sie auch mal unsicher im Umgang mit dem Kind und der Handhabung der technischen Hörhilfen sind. Sprechen Sie dies offen an. Sie zeigen damit, dass Sie verantwortungsvoll mit Ihrer Aufgabe umgehen und Ihre Fachkompetenz erweitern möchten.
Jedes hörgeschädigte Kind ist anders und wächst in seinem individuellen sozialen Umfeld auf. Dennoch gibt es einige Grundregeln, welche für die Interaktion hilfreich sind. In den folgenden Kapiteln wird praxisnah und anschaulich beschrieben, wie Sie die Kommunikation mit dem hörgeschädigten Kind in Ihrer Gruppe so optimal wie möglich gestalten und damit auch die Hör- und Sprachentwicklung alltagsorientiert im Dialog fördern können.
Kapitel 1-Die sprachliche Kommunikation mit dem hörgeschädigten Kind in der Gruppe – Wie verstehen wir uns am besten?
Lernziel
In diesem Kapitel erfahren Sie anschaulich und mit vielen Beispielen, wie die Kommunikation mit dem hörgeschädigten Kind erfolgreich verlaufen kann. Wie und worüber soll ich mit dem Kind sprechen und wie kann ich das Kind zum Sprechen anregen? Da sich dieses Lernprogramm auf Kinder von 0-3 Jahren bezieht, finden Sie entsprechende Anregungen zur Kommunikation mit hörgeschädigten Kindern, die sich in der ersten Hör- und Spracherwerbsphase befinden.
Wie soll ich mit dem hörgeschädigten Kind sprechen?
Nehmen Sie in der Gruppe mit dem Kind über Blickkontakt und/oder Ansprache mit dem Namen Kontakt auf, wenn Sie mit ihm sprechen wollen. Das Kind weiß so, dass es gemeint ist, und kann Ihnen konzentriert zuhören. Wenn Sie das Kind plötzlich berühren, um es aufmerksam zu machen, kann sich das Kind erschrecken, wenn es nicht gesehen hat, dass Sie sich ihm genähert haben. Außerdem soll es lernen, andere Kinder auch anzusprechen, wenn es etwas von ihnen will, und nicht einfach auf deren Arm oder die Schulter klopfen.
Sprechen Sie in normaler Lautstärke – nicht zu leise und nicht zu laut. Für die Verstärkung sind die technischen Hörhilfen zuständig. Außerdem verändern sich Ihre Mimik und die Aussprache, wenn sie lauter mit dem Kind sprechen.
Sprechen Sie nicht zu schnell und auch nicht zu langsam. Beim verlangsamten Sprechen verändern sich die Sprachmelodie, die Betonung und der Sprechrhythmus. Diese Anteile der Sprache nennt man „Prosodie“. Aus der Prosodie können hörgeschädigte, wie auch normal hörende Kinder, viel Inhalt entnehmen, wie z.B. ob es sich um ein Lob handelt, einen sachlichen Kommentar, eine Bestätigung oder eine ungeduldige Anmerkung. Daher ist eine natürliche Prosodie sehr wichtig. Außerdem geben wir dem Kind damit ein natürliches Sprechvorbild und fördern so auch eine natürliche Sprechweise beim Kind selbst.
Sprechen Sie deutlich, vermeiden Sie aber übertriebene Mundbewegungen. Dies macht das Absehen der Sprache vom Mund schwieriger, weil die Bewegungen dadurch verzerrt werden. Außerdem leidet die natürliche Sprachmelodie darunter.
Sprechen Sie lebendig, das heißt melodisch und mit Betonung wichtiger Begriffe. Dies geschieht durch Lautstärkekontraste, wie z.B. „Das kannst Du ja schon ganz alleine!“ oder auch durch Vokaldehnungen, wie z.B. beim Guck-Guck-Spiel mit einem 12 Monate alten Kind: „Wooo ist der Moritz? Daaa ist der Moritz!“
Wiederholen Sie die wichtigsten Inhaltspunkte, so wie Sie es natürlicherweise mit jüngeren Kindern machen, wie z.B.:„Schau mal, Anna möchte auch mal schaukeln. Lässt Du sie auch mal schaukeln?“ Diese Wiederholungen sind in der ersten Spracherwerbsphase sehr wichtig, da ein hörgeschädigtes Kind Wörter häufiger hören muss, um den Sinn verstehen zu lernen. Hat das Kind aber bereits ein gutes Sprachverständnis erreicht und benötigt die Wiederholungen nicht mehr unbedingt, muss darauf geachtet werden diese wieder zu reduzieren. Das Kind soll ja lernen in der Regel auf einmalige Ansprache zu reagieren und den Inhalt zu verstehen. Wenn es aber gewohnt ist, dass immer alles mehrfach gesagt wird, wird seine Höraufmerksamkeit für Sprache eher abnehmen.
Hörgeschädigte Kinder müssen oft aus einzelnen Teilen, die sie verstanden haben, den Sinn einer Aussage kombinieren. Bieten Sie zu wichtigen Aussagen den Inhalt mit verschiedenen Begriffen an: So ist es schwerer zu verstehen, wenn Sie sagen: „Max komm bitte mit“, als wenn Sie sagen: „Max, komm bitte mit, wir gehen nach draußen in den Garten. Wir wollen doch noch Kastanien sammeln.“ Beim zweiten Beispiel kann Max aus mehreren Wörtern entnehmen, was gleich passieren wird. Falls er das Wort „draußen“ nicht gehört oder verstanden hat, kann er aus den Wörtern „Garten“ und „Kastanien“ trotzdem noch den Inhalt kombinieren.
Verwenden Sie eine lebendige Mimik und Gestik. Eine natürliche Körpersprache macht die Kommunikation natürlich, lebendig und unterstützt das, was sie inhaltlich durch die Sprache vermitteln wollen.
Sprechen Sie in Ihrem Dialekt, wenn dies der Dialekt der Region ist. Nur ein fremder Dialekt, der in der Gruppe sonst nicht gesprochen wird, wäre für ein schwerhöriges Kind irritierend.
Worüber soll ich mit dem hörgeschädigten Kind sprechen?
Gehen Sie auf das Thema des Kindes ein. Das kann beim Baby ein freudiges Strampeln, später ein Zeigen auf einen Gegenstand oder Sprache sein, wie z.B. die Frage des Kindes, das die ersten 2-Wortverbindungen anwendet: „Bär aua?“. Hinterfragen Sie immer wieder kritisch: Sprechen Sie wirklich über ein gemeinsames Thema? Es kann passieren, dass Sie sich mit dem gleichen Gegenstand beschäftigen, trotzdem aber nicht über das gleiche Thema sprechen. Beobachtet ein Kind fasziniert die Kugeln auf der Kugelbahn, wie sie ganz alleine und schnell weiterrollen und in die nächste Schiene plumpsen, und Sie sagen: „Schau mal, da kommt die rote Kugel, die ist rot!“, dann spielen sie mit dem gleichen Gegenstand, haben aber kein gemeinsames Thema: Sie sprechen über die Farbe der Kugel, das Kind interessiert sich aber dafür, dass die Kugeln schnell rollen. Sie können natürlich versuchen, das Kind für ein anderes Thema oder einen anderen Aspekt des Spiels zu begeistern; wenn es darauf aber nicht eingeht, sollten Sie zu seinem Thema zurückkehren.
Sagen Sie dem Kind nicht, wie die Gegenstände heißen, sondern sprechen sie mit dem Kind über die Gegenstände. Nicht: „Schau mal, das sind die Gummistiefel. Diese Schuhe heißen Gummistiefel.“ sondern „Oh je, deine Gummistiefel sind aber ganz schön schmutzig.“ oder „Hast Du neue Gummistiefel? Die sind aber schön blau.“ Die Eigenschaften von Gegenständen, Tieren und Menschen sind viel interessanter als allein deren Namen. Am Tiger ist z.B. spannend, dass er scharfe Zähne hat, beißen und sehr schnell laufen kann. An einer Tasse kann interessant sein, dass sie vielleicht heiß ist, beim Runterfallen zerbrechen kann, schmutzig ist und in die Spülmaschine muss, oder dass der geliebte Puh-Bär darauf abgebildet ist.
Wiederholen Sie die Aussage des Kindes. Nicht wie das Kind etwas sagt, ist von Bedeutung, sondern was es sagt. Zeigen Sie, dass Sie das Kind verstanden haben, indem Sie die Äußerung wiederholen. Kind: „Schau apu!“ Erwachsener: „Der Stift ist kaputt? Oh, der ist abgebrochen. Komm, wir holen einen Spitzer.“ So fühlt sich das Kind verstanden und es hört die korrekte Aussprache, Grammatik und Wortwahl ohne, dass es direkt korrigiert wird und das Gefühl bekommt, dass es etwas falsch gemacht hat.
Achten Sie darauf, die Sprache nicht zu sehr zu vereinfachen. Wenn Sie dem Kind im Sprachniveau nicht immer ein wenig voraus sind, kann es sich nicht weiterentwickeln. Es kann z.B. „Gummistiefel“ nur lernen, wenn Sie nicht immer nur „Schuhe“ sagen oder „ausschalten“ nur, wenn Sie nicht immer nur „ausmachen“ sagen.
Es ist wichtig, dass Sie viel mit dem hörgeschädigten Kind sprechen. Beachten Sie aber immer die Aufnahmebereitschaft des Kindes. Ist das Kind z.B. gerade müde, von zu vielen Reizen überfordert, gerade in eine Handlung vertieft? Schon Kinder, die nur wenige Wochen alt sind, zeigen deutlich, ob sie kommunikationsbereit sind oder nicht. Es hat keinen Sinn, das Kind mit Sprache zu überschütten. Die Höraufmerksamkeit des Kindes wird dadurch schlechter anstatt besser. Zuhören und selbst Sprechen muss interessant sein und für das Kind sinnvoll.
Wie kann ich das Kind zum Sprechen, zur aktiven Sprache anregen?
Locken Sie die Sprache des Kindes, aber fordern Sie diese nicht! Anleitungen wie „Sie dürfen dem Kind nur geben, was es möchte, wenn es den Gegenstand auch versucht zu benennen!“ sind nicht hilfreich. Wenn ein Kind nur zeigt und dazu lautiert, fällt es ihm noch sehr schwer, sich sprachlich genauer zu äußern. Sprechen, sich mitteilen und verstanden zu werden, ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Wenn ein Kind dazu in der Lage ist, wendet es seine Sprachkompetenz auch an. Sprache erzwingen zu wollen, führt in der Regel zu einem Rückzug des Kindes oder einem Machtkampf zwischen den Interaktionspartnern: So kann z.B. ein Kind die Aufforderung „Sag: Bitte ein Eis!“ nicht umsetzen, bekommt nicht, was es will und fängt an zu schreien. Sie können sich vorstellen, wie die Situation sich weiterentwickelt.
Sie können aber mit einfachen Mitteln im alltäglichen Miteinander beim Kind Sprache locken, ohne diese zu fordern:
Warten Sie ab, machen Sie Pausen, damit das Kind überhaupt Zeit hat, seine Gedanken zu entwickeln und etwas zu sagen. In einem natürlichen Dialog, wechseln sich Sprecher und Zuhörer ab. Wenn Sie eine Pause machen, ist das ein Signal an das Kind, dass es jetzt die Rolle des Sprechers übernehmen kann. So können Sie z.B. nach dem Umblättern eines Bilderbuches erst einmal abwarten, ob das Kind auf der neuen Seite etwas zeigt oder sprachlich kommentiert.
Natürliche Sprachanlässe ergeben sich oft, wenn etwas nicht so, wie erwartet verläuft. Verzögern Sie z.B. Handlungen die das Kind erwartet, ab und zu kurz. Wenn etwas nicht so verläuft, wie das Kind es sich erwartet hat, wird es fragend Blickkontakt aufnehmen und vielleicht auch etwas sagen. Wenn Sie z.B. einen Ball hin und her rollen und kurz abwarten, wenn Sie den Ball haben, wird das Kind aufmerksam und sagt vielleicht „Mein Ball!“. Wenn alles, wie erwartet verläuft, ist Sprache meistens nicht nötig – es ergeben sich keine natürlichen Sprachanlässe. Erfolgt dagegen eine erwartete Handlung nicht, ist eine Person oder ein Gegenstand nicht da und muss gesucht werden, ist etwas kaputt gegangen, benötigt das Kind Hilfe, kann es etwas nicht erreichen, was es haben möchte usw., dann ist Kommunikation wirklich notwendig. So darf man nicht erwarten, dass das Kind seine Trinkflasche ohne Anlass benennt. Soll diese aber eingepackt werden und das Kind sieht sich suchend um, ist ein natürlicher Sprachanlass gegeben und es wird vielleicht sagen „Flasche?“.
Die ersten eigenen Wörter sind oft mit starken Emotionen verbunden: Die Mama ist gerade aus dem Blickfeld verschwunden, das Kind ist beunruhigt und ruft „Mama!“. Ein Auto ist unter das Sofa gerollt und das Kind kann es alleine nicht herausholen, ärgert sich und ruft die Oma zur Hilfe: „Oma Auto!“. Eine Kiste oder Schachtel ist wider Erwarten leer und das Kind sagt nach dem Öffnen erstaunt: „leer“ oder „weg“. Ein Kind spielt am Lichtschalter und freut sich über den Effekt und kommentiert begeistert: „Aus!“. Ein Bär wird mit einem Pflaster verarztet und das Kind erklärt mit ernster Mimik: „Bär aua“. Das Kind wird ernst darauf hingewiesen, dass die Kerzenflamme heiß ist und das Kind wiederholt beeindruckt: „Heiß!“.
Stellen Sie Fragen, z.B. beim Bilderbuch ansehen: „Wer hat sich denn da versteckt?“ oder „Ich bin gespannt, was der Tiger gleich macht, was glaubst du?“, Vermeiden Sie aber, das Kind abzufragen „Wie heißt der?“, „Was macht der?“. Kinder merken schon sehr früh, ob man echte Fragen stellt oder nur prüft, ob das Kind eine bestimmte Antwort weiß.
Stellen Sie Alternativfragen. Wenn das Kind z.B. auf den Tisch zeigt und „äää!“ oder „trinken“ sagt, können Sie fragen: „Was möchtest Du trinken? Tee oder Saft?“. Auch wenn Sie schon wissen, was das Kind in der Regel haben möchte, ist das eine gute Gelegenheit, dem Kind die passenden Wörter anzubieten („trinken, Tee, Saft …“). So hat es diese erneut gehört und wird sie sicher auch bald selbst benutzen. Auch wenn das Kind noch nicht gezielt antwortet, erneut zeigt oder nur mit „ja“ reagiert, ist es schon sinnvoll, durch die Alternativfrage ein Modell für eine mögliche Antwort zu geben. Da dieses Modell in der ersten Phase des Spracherwerbs eine Hilfe ist, die Antwort aber auch inhaltlich vorgibt und dadurch einschränkt, ist es wichtig die Alternativfragen später auch wieder zu reduzieren.
Ist das Kind schon weiter, dann stellen Sie offene Fragen: „Was möchtest Du trinken?“. Nach einem Zoobesuch ist die Frage „Welche Tiere hast Du gesehen“ deutlich begrenzender als die Frage „Welches Tier hat Dir am besten gefallen?“. Bei der ersten Frage ergibt sich eher eine Aufzählung, bei der zweiten eher ein Gespräch und das Kind teilt mir etwas mit, was ich wirklich noch nicht weiß und was mich interessiert.
Kommentieren Sie eigene Handlungen und Handlungen des Kindes. Wenn Sie z.B. gemeinsam im Sandkasten sind: „Du gräbst aber ein tiefes Loch. Da musst Du ganz schön viel schaufeln. Ich geh mal kurz zur Lisa Sandkuchen kaufen.“ Wenn das Kind im Bilderbuch auf ein Kind zeigt, das in eine Pfütze springt: „Die hat aber Spaß! Platsch, Platsch! Ich glaube die Hose von dem Mädchen wird ganz schön nass. Springst Du auch gerne in Pfützen?“ So hört das Kind in der Situation die passenden Wörter und Sätze und wird zu eigenen Äußerungen angeregt.
Verwenden Sie im Spiel und beim Bilderbuch ansehen oder Geschichten erzählen die direkte Rede. Dabei bieten Sie mit verstellter Stimme neue Hörerfahrungen. Die Maus spricht vielleicht mit hoher Stimme und schnell, der Bär mit tiefer Stimme und langsam. Diese Beiträge machen das Spiel und das Bilderbuch-Ansehen lebendig und regen das Kind zur spontanen Nachahmung an. So sagt die Maus im Bilderbuch z.B. zu ihren 14 Mäusekindern „Gute Nacht, Schlaft gut!“ oder der Bär warnt ein anderes Tier und sagt „Pass auf!“. Auch Tierstimmen, wie „muh, wau-wau“ usw. sind direkte Rede und regen zum Imitieren an. Sie sollten letztere aber nicht zu sehr überbetonen.
Lieder, Verse, Fingerspiele und Singspiele sind eine gute Möglichkeit, Sprache zu fördern. Es ist auf natürliche Weise die Wiederholung enthalten. Kleinkinder lieben die Wiederholung von Bekanntem. Der Wortschatz wird erweitert, das Sprachgefühl gefördert, z.B. durch Reime; das Gedächtnis für Sprache, Melodien und Bewegungsabläufe wird angeregt und vieles mehr. Besonders Verse und Lieder mit Schlusseffekten sind bei Babys und Kleinkindern beliebt. Sie warten dann sehr aufmerksam und gespannt auf den Schluss und sind dabei auch sehr höraufmerksam bis das Stichwort kommt: „Macht der Reiter – plumps!“, „Engelchen, Engelchen – flieg!“
Wenn das Kind noch wenig spricht, können Sie Sprache auch locken, indem Sie das Kind einen Vers, eine Liedzeile oder einen Satz ergänzen lassen: „ Alle Vöglein sind schon“ – „da“, „Weißt Du noch wer morgen kommt? Morgen kommt der?“ – „Nikolaus“, „Erzähl dem Papa, was war heute bei uns im Garten? Ein ganz kleines?“ – „Katzenbaby“. „Was brauchen wir zum Tisch decken? Löffel, Teller und?“ – „Becher.“
Begriffe entwickeln sich durch Begreifen. Hörgeschädigte Kinder lernen nicht mit Bildkarten Wortbedeutungen. Auch der aktive (gesprochene Wortschatz) entwickelt sich zu Beginn nicht durch Bilder sondern in konkreten Alltags- und Spielsituationen. Kinder lernen durch immer neue Erfahrungen im Alltag und Spiel, durch Begreifen, Tasten, Festhalten, Sehen, Klettern, Laufen, Hüpfen usw. und durch die Sprache, die sie dazu hören. Geben Sie dem Kind viele Möglichkeiten, sich zu bewegen, und viele Erfahrungen mit seiner Umgebung zu machen. Ein Baustellenbuch ersetzt nicht die Erfahrungen, die das Kind mit allen Sinnen macht, wenn Sie einmal die Arbeiten auf einer Baustelle gemeinsam beobachten und das Kind im Sandkasten mit anderen Kindern Baustelle spielt. Bücher sind zu Beginn eine wertvolle Ergänzung zu konkret erlebten Situationen; später erfahren Kinder dann aus Büchern natürlich auch neue Inhalte.
Auch wenn das Kind gute Fortschritte im Hören und in der Sprachentwicklung macht, darf nicht vergessen werden, dass das Hören und damit der ganze Alltag für das Kind anstrengender ist als für ein normal hörendes Kind. Sie werden es daher immer wieder erleben, dass das Kind nicht auf Ansprache reagiert. Haben Sie Geduld, warten Sie zunächst ab und wiederholen Sie dann freundlich, was Sie gesagt haben. Wenn das Kind daraufhin noch nicht reagiert kann auch eine Umformulierung hilfreich sein: Sie sagen z.B. „Kim, möchtest Du mir Tisch decken helfen?“ Wenn das Kind auch nach der Wiederholung nicht reagiert, könnten Sie z.B. sagen: „Möchtest Du die Teller und Löffel holen und zum Tisch bringen?“ Schimpfen Sie das Kind nicht, wenn es nicht zuhört oder reagiert. Hören muss für das Kind etwas Positives und Lohnendes sein. Es gibt immer wieder Tage oder Phasen, in denen die Höraufmerksamkeit schlechter oder besser ist und es kann viele Ursachen haben, warum ein hörgeschädigtes Kind mal nicht reagiert (natürlich muss sicher gestellt sein, dass die Hörgeräte und Cochlea-Implantate funktionieren): Es ist in eine Handlung vertieft, es ist müde, es ist gedanklich abgelenkt, es versteht den Inhalt Ihrer Wörter noch nicht, es ist gerade laut in der Umgebung, oder es hat einfach gerade keine Lust zuzuhören, wie jedes normal hörende Kind auch. Außerdem hören Kinder, die mit Hörgeräten versorgt sind, bei Erkältungen oft zeitweise schlechter, da zu der Innenohrhörstörung noch ein Mittelohrproblem (Schalleitungsschwerhörigkeit) dazukommt.
Wenn Sie sich auf das hörgeschädigte Kind einlassen, sich und dem Kind Zeit geben, sich gegenseitig kennen zulernen und versuchen mit ihm ins Gespräch zu kommen, auch wenn es sich noch am Anfang seiner Hör- und Sprachentwicklung befindet, werden Sie erleben, dass die Interaktion auch mit diesem Kind erfolgreich verlaufen kann.
Kontrollfragen:
Ein hörgeschädigtes Kind kann mich besser verstehen, wenn ich
a) lauter spreche
b) sehr deutliche Mundbewegungen beim Sprechen mache
c) mit ausgeprägter Prosodie spreche
d) möglichst ganz kurze Äußerungen verwende
Lösung: c)
Für den Erwerb von Sprachverständnis ist wichtig:
a) Verwenden Sie verstärkt Substantive und später erst andere Wortarten, weil das Kind sich besonders dafür interessiert, wie Gegenstände, Personen und Tiere heißen.
b) Wiederholen und erweitern Sie Aussagen des Kindes.
c) Bieten Sie dem Kind viele Bildkarten an, da es so die Wörter mit der Wortbedeutung verbinden lernt.
d) Sprechen sie immer sehr viel mit dem Kind, auch wenn es manchmal so erscheint, dass das Kind nicht zuhört.
Lösung b)
Ein hörgeschädigtes Kind kann zum Sprechen angeregt werden, wenn
a) Sie zu Beginn der aktiven Sprachentwicklung Alternativfragen stellen.
b) Sie am Bilderbuch oder mit Bildkarten die Wörter, die es schon sprechen kann, durch die Frage „Was ist das?“ oder „Wie heißt das?“ abfragen und damit festigen.
c) Sie auf Gesten und Lautieren des Kindes nicht reagieren und das Kind auffordern zu sagen, was es möchte.
d) Wenn Sie dem Kind Wörter vorsprechen und es zum Sprechen auffordern: „Sag mal Auto!“
Lösung a)
Wenn ein hörgeschädigtes Kind auf Ansprache nicht sofort reagiert
a) spreche ich es später noch mal an.
b) sage ich: „(Name des Kindes) schau mich an!“ und wiederhole die Aussage deutlich lauter.
c) warte ich zunächst ab und wiederhole die Aussage, evtl. auch mit einer Umformulierung.
d) wiederhole ich mehrfach denselben Satz.
Lösung c)
Kapitel 2-Wie kann ich das Kind in seiner Hörentwicklung unterstützen?
Lernziel
Im ersten Teil dieses Kapitels erfahren Sie, wie Sie das Kind bei der Eingewöhnung an die Hörgeräte oder Cochlea-Implantate unterstützen können und wie sie z.B. reagieren sollen, wenn das Kind die Geräte zwischendurch abnimmt. Im Hauptteil dieses Kapitels erfahren Sie, wie Sie die Hörentwicklung des Kindes unterstützen können. Dazu gehört z.B. die Frage: Welchen Stellenwert haben Geräuschespielzeuge und Musikinstrumente im Vergleich zu Alltagsgeräuschen?
Wie gelingt die Hörgeräte- und CI-Eingewöhnung am besten?
Die Grundlage für eine gute Hörentwicklung ist das ganztägige Tragen passender und fehlerfrei arbeitender Hörgeräte oder Cochlea-Implantate. Nur so ist ein hörgerichteter Spracherwerb im Alltag möglich. (siehe auch Modul 3)
Nach der ersten Anpassung von Hörgeräten oder CI ist die Erwartung an die technischen Hörhilfen meist sehr groß. Man hofft auf die ersten oder auf bessere Hörreaktionen und darauf, dass das Kind die Geräte gerne trägt. Viele Kinder akzeptieren die Geräte spontan über viele Stunden am Tag, andere benötigen 2 Wochen oder auch 2-3 Monate, bis sie die Geräte kontinuierlich tragen. Kinder, die von Hörgeräten nicht ausreichend profitieren, weil ihre Hörreste zu gering sind, akzeptieren die Hörgeräte manchmal gar nicht. Diese Kinder erhalten nach einer Erprobungsphase mit Hörgeräten dann in der Regel Cochlea-Implantate. Grundsätzlich ist zu beachten: Wenn ein Kind seine Hörgeräte oder Cochlea-Implantate nicht gerne trägt oder plötzlich abnimmt, muss zunächst immer abgeklärt werden, ob dies technische oder medizinische Ursachen hat: Sind die Batterien oder Akkus leer? Sind die Geräte zu laut oder zu leise eingestellt, sind sie defekt, verträgt das Kind den Kunststoff der Ohrpassstücke nicht? Hörgeräteakustiker oder Pädaudiologen können feststellen was die Ursache ist, wenn es Akzeptanzprobleme gibt.
Manchen Kindern ist es angenehmer, wenn unmittelbar nach der Hörpause durch den Nacht- oder Mittagschlaf, zunächst ein leiseres Programm und nach etwas 15-30 Minuten erst die normale Einstellung angeboten wird. Dies werden die Eltern mit Ihnen besprechen.
Säuglinge erkunden gerne die neuen Teile, die man aus den Ohren ziehen, ansehen und in den Mund stecken kann. Die weichen Ohrpassstücke lassen sich gut als „Kauspielzeug“ verwenden. Schon Babys merken schnell, dass Erwachsene sich ihnen sofort zuwenden, wenn die Geräte pfeifend in ihren Händchen sind oder auf dem Teppich landen. Auch etwas ältere Kinder, die z.B. mit 20 Monaten ihre ersten Hörgeräte bekommen, verstehen diesen Zusammenhang zwischen eigenem Verhalten und den Reaktionen der Erwachsenen sehr schnell. Oft genügt es nur die Hand in Richtung Ohr zu bewegen und schon kommt jemand und schenkt dem Kind Aufmerksamkeit. Achten Sie bei Säuglingen und Kleinkindern immer darauf, dass die Geräte durch eine Kindersicherung an der Kleidung befestigt sind. So können Sie gelassener reagieren, wenn die Geräte nicht mehr am Ohr sind: Sie hängen dann an der Kleidung, können nicht beschädigt werden, weil sie nicht im Sandkasten oder auf dem Fliesenboden landen und sie können nicht verloren gehen. Wenn Sie die Geräte nicht sofort, sondern erst nach einigen Minuten wieder einsetzen, erkennt das Kind den Zusammenhang nicht mehr: „Ich hole meine Hörgeräte raus, es kommt jemand und beschäftigt sich mit mir“. Im Einzelfall kann jedoch auch ein ganz konsequentes sofortiges Wiedereinsetzen zum Erfolg führen. Zeigen Sie dem Kind die Geräte vor dem Einsetzen, so dass es weiß, welche Handlung gleich folgen wird. Damit Sie sicher wissen, welches Gerät auf welches Ohr kommt, sind verschiedene Farben oder Aufkleber auf den Geräten für rechts und links hilfreich.
Wie lernt das Kind Geräusche kennen und einordnen?
Wir hören im Alltag Sprache, Geräusche und Musik. Das wichtigste „Instrument“ für das Hören lernen ist die Stimme von Mama, Papa, anderen Familienmitgliedern und anderen engen Bezugspersonen, wie der Tagesmutter oder der Erzieherin in der Krippe und im Kindergarten. Denken Sie immer daran: Hören muss sinnvoll sein. Achten Sie daher auch darauf, dass es einen Grund gibt, dass z.B. eine Handlung folgt, wenn Sie den Namen des Kindes rufen. Beginnen Kinder gerade damit, auf ihren Namen zu reagieren, verleitet das dazu, dies immer wieder auszuprobieren. Erfolgt daraufhin aber nichts, wird das Kind in Kürze sich nicht mehr suchend umsehen, wenn es seinen Namen hört.
Neben der Sprache sollen Kinder natürlich auch Geräusche und deren Ursache kennen lernen. Es macht aber wenig Sinn, dem Kind am Anfang zum Hören lernen in erster Linie Musikinstrumente oder Geräuschespielzeuge zu geben. Horsch (2007) schreibt dazu: „Das in vielen Videoaufzeichnungen zu beobachtende Anbieten von einem Spielzeug nach dem anderen, das Geräusche erzeugt, vermag nicht wirklich die Aufmerksamkeit des Kindes zu fesseln, der Höreindruck ist oftmals nur ein Stimulus, auf den das Kind kurz reagiert, der ihn jedoch nicht weiter interessiert. Es führt zu keinem echten Austausch zwischen Mutter und Kind, die Situationen wirken oft hektisch, weil mit den Spielsachen häufig auch die Formate gewechselt werden. Dadurch zerfällt die Situation, die Chance, Sinn erfüllt hören zu lernen, ist vertan“. Sehr viel sinnvoller ist es dagegen, das Kind auf Geräusche im Alltag aufmerksam zu machen und diese gemeinsam zu erkunden, wie etwa den laufenden Wasserhahn, den Staubsauger, die Türklingel, die Schritte auf einem Kiesweg usw. Sie können dazu z.B. eine Horchgeste verwenden, wie z.B. mit dem Zeigefinger auf Ihr Ohr zeigen und sagen „Hör mal!“ Im Alltag geben uns Geräusche wichtige Informationen. Den Inhalt dieser Informationen lernen Kinder am besten, wenn sie diese selbst erzeugen dürfen. Gießen Sie z.B. zusammen Blumen und füllen eine kleine Gießkanne: Das Kind hört bewusst, wie es klingt, wenn es den Wasserhahn aufdreht und wie sich das Geräusch verändert, wenn die Kanne voller wird. Es macht viele Erfahrungen und hört die passenden sprachlichen Kommentare dazu, wie z.B.: Die Kanne ist erst leicht und leer, dann voll und schwer, man muss sie vorsichtig tragen, langsam gehen, etwas Wasser schwappt heraus, der Blumentopf steht oben auf dem Fensterbrett, die Erde ist schon ganz trocken, man darf nicht zuviel Wasser hinein gießen … und das Kind wird gelobt, wie gut es das schon alleine kann!
Machen Sie das Kind auch darauf aufmerksam, wenn es an die Tür klopft oder läutet: „Ding Dong, es läutet, wer kommt denn da? Komm, wir sehen mal nach.“ Wenn Sie das Kind dann mit zur Türe nehmen, lernt es, dass jetzt die Tür aufgemacht wird und jemand vor der Tür steht, weil ein Kind später gebracht oder ein Paket abgeben wird. Sie können auch mal ein „Tür auf -Tür zu – Spiel“ machen. Ein Erwachsener läutet oder klopft, der andere macht mit dem Kind auf, und danach werden die Rollen getauscht.
Spielt ein 8 Monate altes Kind mit einem Löffel, den es auf den Tisch klopft oder auf andere Besteckteile, lernt es, wie Besteckklappern klingt. Wenn es schon etwas älter ist und mithilft den Tisch zu decken oder abzuspülen, lernt es so die typischen Küchengeräusche kennen. Hört es später dese Geräusche, auch wenn es gerade im Nebenraum spielt, kann es diese richtig einordnen und ist nicht irritiert.
Schütteln Sie gemeinsam Packungen und Spieleschachteln, um zu hören, ob etwas drin ist. Dies ist zu Beginn wesentlich wichtiger als spezielle Spielzeug-Geräuschedosen anzubieten, die mit Reis oder Steinen gefüllt sind.
Legen sie gemeinsam beim Aufräumen die Bausteine in die Bausteinkiste, die Holzeisenbahnschienen in die Eisenbahnkiste, und die Autos in die Autokiste. Das Kind lernt dabei u. a., dass Legosteine andere Geräusche machen als Holzbausteine, dass die Holzschienen anders klingen, wenn sie in eine leere Kiste fallen als in eine schon halb gefüllte. Ganz nebenbei sind bei allen Aufräumaktionen Oberbegriffe (Autos, Sandspielzeug, Besteck …) und viel sprachliche Wiederholung enthalten, wenn Sie sich dabei unterhalten: „Da ist noch eine Schiene, hol bitte die Schiene unter dem Regal vor.“ Noch ein Tipp zur Lärmreduzierung im Gruppenraum: Legen Sie unten in die Spielzeugkisten einen Teppichbodenrest. So ist das Füllen der Kisten nicht so laut. (zur Verbesserung der Raumakustik siehe auch Modul 2 und 10)
Auch draußen begegnet das Kind Geräuschen, wenn es Steinchen auf die Rutschbahn wirft, wenn es im Herbst in einen Blätterhaufen springt, wenn am Dreirad eine Klingel ist oder wenn Autos vorbeifahren.
Ein weiterer Tipp zum Abschluss: In einem Raum, in dem gerade viel durcheinander gesprochen wird, wie z.B. in der Freispielzeit, ist es schwieriger die Stimme der Erzieherin zu hören als ein Geräusch. Verwenden Sie daher ein „Veränderungssignal“, wie z.B. ein Glöckchen, einen Klangstab
o. ä. Das kann auch das hörgeschädigte Kind viel leichter aus dem Stimmengewirr heraushören, aufmerksam werden und dann auf die Worte der Erzieherin hören.
Die aufgeführten Beispiele zeigen deutlich, wie vielseitig und intensiv die Hör- und Spracherfahrungen in den vielen, ganz alltäglichen Situationen und mit ganz normalen Spielzeugen sind. Dies bezieht sich besonders auf den Beginn, wenn das Kind die Welt der Geräusche um sich herum entdecken lernt. Sie müssen also keine speziellen Geräuschespielzeuge anschaffen, deren Tasten künstliche Tierstimmen und Ähnliches erzeugen. Ein gesprochenes „muh“ am Bilderbuch oder im Spiel mit Tieren ist ungleich wertvoller. Selbstverständlich ist es aber eine Bereicherung, wenn das Kind Erfahrungen mit Liedern Versen, Rhythmik und einfachen Musikinstrumenten macht.
Kontrollfragen:
Wenn ein Kind seine Hörgeräte immer wieder abnimmt
a) wende ich mich dem Kind immer liebevoll zu, nehme es auf den Schoß und setze sie sofort wieder ein
b) muss zunächst immer abgeklärt werden, ob es technische oder medizinische Ursachen dafür gibt
c) stelle ich die Lautstärke geringer ein oder wähle ein leiseres Programm
d) schimpfe ich das Kind
Lösung b)
Für die Hörentwicklung sind zu Beginn bei Kleinkindern besonders wichtig:
a) Die Stimmen der Bezugspersonen im Dialog und alltagsrelevante Geräusche
b) Geräuschespielzeuge mit Tasten, weil das Kind damit selbst Geräusche auslösen kann
c) Laute und deutliche Ansprache
d) Laute Geräusche, wie z.B. trommeln, weil diese das Kind leicht hören kann
Lösung a)
Die Ursache und damit den Inhalt von Geräuschen lernt das hörgeschädigte Kleinkind am besten
a) mit einer CD mit Geräuschen und passenden Bildkarten
b) wenn für das Kind verschiedene Geräusche erzeugt werden
c) wenn das Kind speziell auf laute Geräusche aufmerksam gemacht wird
d) wenn das Kind Geräusche selbst erzeugen und diese explorieren kann
Lösung d)
Kapitel 3-Frühförderung hörgeschädigter Kinder – ein Fachgebiet vor neuen Herausforderungen
Lernziel
In der Regel werden Sie von einer Fachkraft für hörgeschädigte Säuglinge und Kleinkinder Unterstützung bekommen.
In diesem Kapitel erfahren Sie wesentliche Aspekte, die das Fachgebiet der Frühförderung hörgeschädigter Kinder heute zu einer neuen Herausforderung machen. Der Begriff „Frühförderung“ umfasst in erster Linie die Beratung und Begleitung der Familien mit ihren hörgeschädigten Kindern sowie die Arbeit mit den Kindern in speziellen Gruppen für Hörgeschädigte vom Säuglingsalter bis zur Einschulung. Ein weiterer Bereich, dessen Bedeutung immer mehr zunimmt und dem dieses Lernprogramm gewidmet ist, sind die Beratung und Begleitung weiterer Bezugspersonen, welche die Kinder integrativ z.B. als Tagesmütter oder Krippenerzieherinnen betreuen. (siehe auch Modul 4 und 10)
Die Kinder werden immer jünger
Eine möglichst frühe Diagnose der Hörschädigung ist für die gesamte Entwicklung des Kindes entscheidend. Die Entwicklungen der letzen 15 Jahren führen schrittweise zu einer flächendeckenden Anwendung einer Hörprüfung unmittelbar nach der Geburt. Das hat zur Folge, dass auch die Pädagogen und Therapeuten mit immer jüngeren Kindern arbeiten. Konkret heißt das, dass schwerhörige und gehörlose Kinder, die nach der Geburt diagnostiziert wurden, mit etwa 8 Wochen ihre ersten Hörgeräte erhalten und damit auch die Frühförderung beginnt.
Damit sind die Fachleute zunehmend gefordert, detailliertes Wissen zu Bereichen der frühkindlichen Kommunikationsentwicklung, Bindungsentwicklung, Hör- und Sprachentwicklung sowie der Spiel- und Gesamtentwicklung zu erwerben.
Auch bei Kindern im ersten Lebensjahr treffen wir auf unterschiedlichste Kinder und ihre Familien, die entsprechend individuell betreut werden müssen.
Hinsichtlich der Diagnosestellung gibt es folgende Möglichkeiten:
Die Diagnose kommt völlig überraschend durch ein Neugeborenen-Hörscreening
In der Familie gibt es bereits ein hörgeschädigtes Kind und das Neugeborene ist auch schwerhörig oder gehörlos
Vater, Mutter oder beide Eltern sind hörgeschädigt und ihr Säugling hat dieselbe Diagnose
Die Diagnose erfolgt nach einer Erkrankung im ersten Lebensjahr (z. B. Meningitis = Gehirnhautentzündung)
Die Diagnose erfolgt nach der Gabe von ototoxischen (= Gehör schädigenden) Medikamenten
Frühgeborene unter 1500 Gramm haben ein erhöhtes Risiko für eine Hörschädigung
Mehrfachbehinderte Kinder können z.B. Syndromerkrankungen mit einer Hörstörung haben
Kinder mit sichtbaren Ohr-Missbildungen, die gleich nach der Geburt auffallen
Kinder, deren Eltern den Verdacht auf eine Hörschädigung haben und im Laufe des ersten Lebensjahres die Bestätigung dafür bekommen
Auch innerhalb der einzelnen Gruppen treffen wir unterschiedlichste Situationen an: Ist z.B. ein Geschwisterkind hörgeschädigt, ist es für viele normal hörende Eltern (90 % aller Eltern hörgeschädigter Kinder sind normal hörend) unbegreiflich, dass „das Schicksal noch einmal zuschlägt“ – durch die Geburt eines weiteren hörgeschädigten Kindes – , andere dagegen haben sich bereits darauf eingestellt, dass ein weiteres Kind betroffen sein könnte. Schwerhörige oder gehörlose Eltern nehmen die Diagnose ebenfalls individuell ganz unterschiedlich auf. Dies hängt nicht zuletzt davon ab, wie gut es ihnen selbst gelingt, die eigene Hörschädigung in ihr Leben zu integrieren. Eltern von hörgeschädigten Kindern mit Missbildungen an den Ohrmuscheln sind unmittelbar nach der Geburt mit dem Problem konfrontiert und es bleibt oft über Monate die Angst, ob das Kind nicht auch weitere Organmissbildungen oder Entwicklungsprobleme hat. Es gibt Familien, die über ein stabiles soziales Netz verfügen, und es gibt Mütter oder Väter, die mit der Diagnose und dem Alltag weitgehend alleine zurechtkommen müssen. Dies sind nur wenige Beispiele.
Wie heterogen die Gruppe der Frühförderkinder und ihrer Familien auch sein mag, wie unterschiedlich Familien mit der frühen Diagnose „Hörschädigung“ auch umgehen, die Anfangszeit mit einem Baby ist immer eine Ausnahmezeit. Die Frühförderin kommt als fremde Person in die Familie in einer sehr sensiblen Phase, in der alles anders ist. Die Familie muss das Neugeborene erst kennen lernen, in das Familienleben integrieren und der neue Alltag muss sich erst einspielen. Emotional ist das für alle eine intensive Zeit und dann kommt auch noch die Diagnose „Hörschädigung“ dazu: „Die Eltern befinden sich in einem Gefühlswirrwarr, bestehend aus Schuld- und Pflichtgefühlen, Angst und Trauer, Unsicherheit und Glück.“( Pöllmacher/ Holthaus 2005). Die Arbeit mit hörgeschädigten Säuglingen bedarf daher neben dem Fachwissen zur Entwicklung im ersten Lebensjahr ein hohes Maß an Beratungskompetenz und Einfühlungsvermögen in die jeweilige Situation jeder einzelnen Familie.
Die technische Entwicklung
Immer schneller kommen neue Produkte und Verfahren im Bereich der Hördiagnostik, der Hörgeräte, Cochlea-Implantate, Zusatzgeräte (z.B. FM-Anlagen) und Geräte zur Überprüfung und Einstellung der Hörhilfen auf den Markt. Die Frühförderin muss nicht jedes technische Detail kennen, muss aber mit der Entwicklung der Technik soweit Schritt halten, dass sie z.B. mit den Eltern Beratungspunkte, die beim Arzt, beim Hörgeräteakustiker oder im CI-Zentrum besprochen wurden, gemeinsam reflektieren kann. Außerdem muss sie überprüfen können, ob die Geräte funktionsfähig sind und die Eltern oder andere Bezugspersonen zur täglichen Überprüfung und Wartung beraten können.
Die veränderte Rolle der Frühförderin in der Elternberatung und -begleitung
In den letzten Jahren haben sich die Entwicklungsmöglichkeiten für hörgeschädigte Kinder durch die Weiterentwicklung der Diagnostik und technischen Versorgung enorm verbessert. In der Frühförderung, die entscheidend für eine langfristig erfolgreiche Entwicklung der Kinder ist, muss man sich dieser Veränderungen bewusst sein. Es ist eine große Herausforderung für alle Fachkräfte der Frühförderung, ihre Rolle in der Arbeit mit dem Kind und seiner Familie entsprechend zu gestalten. Die Rolle, in der die Frühförderin in erster Linie als Modell fungiert, ist auf jeden Fall sehr kritisch zu sehen. Morag Clark beschreibt dieses Problem in ihrem aktuellen Buch zum Natürlichen Hörgerichteten Ansatz folgendermaßen: „Beobachtungen in Förderprogrammen weltweit zeigen, dass das Handeln von Fachleuten zu selten zur Elternkompetenz führt. Dieses Problem scheint durch das Rollenverständnis zu entstehen, das viele Fachleute in der Beratung und Begleitung der Eltern haben. Viele kommen mit allgemein festgelegten Zielen in die Stunde, anstatt mit dem Anliegen die Beobachtung der Eltern in den Mittelpunkt zu stellen und daraus die Bedürfnisse abzuleiten, die die individuelle Eltern-Kind-Beziehung in diesem spezifischen Sprachentwicklungsstadium erfordert.“
Das Hauptziel der Frühförderung in der Familie muss die Stärkung der Eltern in ihren ganz eigenen elterlichen Kompetenzen sein. Gelingt es in den Frühförderstunden den Eltern nach der Verunsicherung durch die Diagnose wieder Sicherheit und Selbstvertrauen im Umgang mit ihrem Kind zu vermitteln, dann sind die besten Grundlagen für einen hörgerichteten Spracherwerb im Alltag geschaffen. Diese Sicherheit kann Eltern aber nicht vermittelt werden indem die Frühförderin mit dem Kind spricht und spielt und die Eltern oder andere Bezugspersonen ausschließlich zusehen. Schnell kann dadurch sogar die Unsicherheit verstärkt werden, wenn die Eltern den Eindruck bekommen: „So wie die Frühförderin mit meinem Kind umgeht, so schaffe ich das nie!“ Die Frühförderin muss daher in der Lage sein sich selbst zurückzunehmen, um die Eltern in der Interaktion mit ihrem Kind beobachten zu können. Dies bezieht sich nicht nur auf Spielsituationen oder das gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern, sondern auch stark auf gemeinsame Alltagshandlungen, wie z.B. gemeinsam die Spülmaschine ausräumen, eine Blume gießen oder das Kind füttern. So kann die Frühförderin den Eltern ihre ganz persönlichen Stärken aufzeigen und ihnen sagen, welche Verhaltensweisen in der Interaktion das hörgeschädigte Kind in seiner Entwicklung unterstützen. Wichtig sind dazu auch genaue Begründungen, warum das Verhalten in diesem Entwicklungsstadium für das Kind wertvoll ist. So erleben Eltern, dass sie in der Lage sind auch dieses Kind mit seiner Hörschädigung, in seiner Entwicklung richtig zu unterstützen, in ihrem ganz persönlichen Stil mit ihm zu sprechen und es nach ihren Vorstellungen zu erziehen. Außerdem kann neben dem Feedback zu allen positiven Punkten der Interaktion auch das Verhalten des Kindes verdeutlicht werden. Für die Zuversicht der Eltern in die Entwicklungskräfte ihres Kindes, ist es sehr wichtig immer wieder auch kleine Fortschritte aufzuzeigen.
Dazu ein Beispiel: Florian, 20 Monate alt, mit zwei Cochlea-Implantaten versorgt, hat ein Stück Papier in der Hand, das er dem Vater zeigt. Der Vater sagt zu ihm: „Das kommt in den Abfall.“ Das Kind sieht den Vater an und zeigt durch seinen Blick, dass es nicht verstanden hat, was der Vater zu ihm gesagt hat. Der Vater bietet dem Kind seine Hand an und sagt: „Komm mit, wir bringen das Papier zum Abfalleimer“. Das Kind nimmt die Hand und geht mit. Vater: „Schau, da ist der Abfalleimer. Machst du auf?“ Florian sieht den Vater an und sagt „Auf!“ Vater: „Ja, mach auf und wirft das Papier rein.“ Der Vater wartet ab und das Kind wirft das Papier hinein, macht den Deckel zu und sagt „Zu!“. Der Vater lobt seinen Sohn und sagt: „Genau, jetzt ist er wieder zu. Super, du machst das ganz toll!“
Schon zu Beginn dieser kurzen Szene verhält sich der Vater genau richtig. Er greift den nonverbalen Kommunikationsbeitrag des Kindes auf und spricht zu dem Kind. Als er bemerkt, dass ihn das Kind nicht verstanden hat, nimmt er ihm das Papier nicht ab und erledigt das Wegwerfen schnell selbst, sondern bezieht ihn in die Handlung ein, in dem er ihm die Hand reicht. Gleichzeit kommentiert er sprachlich die Handlung. So hört das Kind die passenden Wörter in der Situation und kann so nach und nach Sprachverständnis erwerben. Der Vater benennt den Abfalleimer, wenn sie davor stehen und versucht wieder das Kind sprachlich anzuregen. So fördert er die Höraufmerksamkeit des Kindes. Das Wort „auf“ versteht Florian schon und imitiert es auch sprachlich. Der Vater imitiert daraufhin auch die Äußerung des Kindes noch mal und bestätigt damit den Beitrag des Kindes. Er macht aber noch mehr: Er erweitert die Aussage: „Ja, mach auf und wirft das Papier rein.“ Danach wartet er ab. Wie schon im Kapitel 1 erwähnt wurde, ist dies für die Sprach- und Dialogentwicklung von entscheidender Bedeutung. Wenn der Vater in dieser Situation permanent sprechen würde, um Handlungen zu kommentieren, Aufforderungen zu geben oder Fragen zustellen, würde das die Höraufmerksamkeit des Kindes nicht fördern. Das Kind würde mit Sprache überschüttet werden und schnell innerlich abschalten. Durch die Pause gibt der Vater seinem Sohn aber die Möglichkeit seine Handlung auszuführen, eigene Gedanken dazu zu entwickeln und diese auch sprachlich auszudrücken. So sagt Florian stolz „Zu!“ Dieses Wort wurde vom Vater vorher nicht erwähnt. Das heißt, dass er dieses Wort nicht wie das „Auf“ nachgesprochen hat, sondern, dass er dieses Wort bereits selbstständig und gezielt anwenden kann. Der Vater greift diesen sprachlichen Beitrag seines Sohnes auf und bestätigt ihn damit wieder.
Zusammenfassend verhält sich der Vater in der Interaktion ausgesprochen entwicklungsfördernd. Ganz nebenbei unterstützt er das Kind in seiner Selbstständigkeitsentwicklung und stärkt durch sein Lob sein Selbstbewusstsein. Durch die Beschreibung ihrer Beobachtungen wird die Frühförderin dem Vater in der Kommunikation mit seinem Sohn wieder ein Stück mehr Sicherheit geben können, auch wenn Florian noch ganz am Anfang seiner Hör- und Sprachentwicklung steht und es nicht immer einfach ist, sich gegenseitlich verständlich zu machen. Selbstverständlich dürfen die Eltern nicht mit zuviel Feedback-Punkten überschüttet werden. Es ist immer sinnvoll wenige Punkte herauszugreifen und diese genau zu besprechen. Wäre für Florians Vater auch noch ein ergänzender Tipp sinnvoll? Die Frühförderin könnte ihn z.B. darauf aufmerksam machen, dass ein Lob für Florian inhaltlich und sprachlich noch wertvoller wäre, wenn er sagt, was er genau lobt, wie z.B. „Super, das kannst du schon ganz alleine!“ oder „Super, du kannst schon alleine Abfall wegwerfen!“
War es bisher noch überwiegend üblich, dass die Frühförderin dem Kind interessantes Spielzeug mitbrachte und das Kind selbst im Spiel zum Hören und Sprechen anregte, so ist jetzt ein anderes Rollenverständnis gefordert. Sie ist nicht mehr die „Spezialistin“, die den Eltern zeigt, wie die Förderung des Kindes aussehen muss und die Eltern sind nicht mehr die Beobachter, die dieses Verhalten kopieren sollen. Die Frühförderin unterstützt mit ihrer Erfahrung und ihrem Fachwissen die Bezugspersonen in ihrer ganz eigenen Art mit ihrem Kind umzugehen.
Wesentlich ist dabei, dass sich die Begleitung und Beratung der Eltern nicht nur auf Spielsituationen beschränkt, sondern gezielt die vielen immer wiederkehrenden Alltagssituationen mit einbezogen werden. So gehören die Interaktionsbeobachtung und das anschließende Gespräch darüber zu jeder Förderstunde. Daneben agiert auch die Frühförderin mit dem Kind, gibt ergänzende Tipps zu den Interessen und Spielideen des Kindes und den Eltern ausreichend Zeit für ihre Fragen und Themen.
Auch in der Beratung weiterer Betreuungspersonen des Kindes außerhalb der Familie bietet dieses Konzept wirklich individuelle Hilfe, weil genau analysiert werden kann, welche Verhaltensweisen bereits für die Entwicklung des Kindes hilfreich sind und zu welchen Bereichen noch ergänzende Tipps gegeben werden sollten.
Grundsätzlich muss natürlich auch eine Frühförderin die Grenzen ihrer Kompetenzen kennen und bei Bedarf an kompetente Fachleute weiter vermitteln, wie z.B. an Psychologen, Sozialarbeiter oder Selbsthilfegruppen.
Zum Schluss noch ein paar Zahlen: Bender-Köber/Hochlehnert (2006) zeigen, dass leicht belegt werden kann, dass Frühförderstunden schon rein zeitlich (abgesehen vom Beziehungsaspekt) niemals entwicklungsbestimmende Arbeit am Kind direkt leisten können:
Das Lebensalter eines 5-jährigen Kindes beträgt 43.800 Stunden. Hiervon entfallen auf die
Schlafzeit: 19,800 Stunden = 45.8 %
Wachzeit: 23,400 Stunden = 54.2 %
im Kindergarten: 3,600 Stunden = 8.3 %
in der Frühförderung: 318 Stunden = 0.7 %
in der Familie : 19.482 Stunden = 83.3%
Der Schlüssel für den Hör- und Spracherwerb hörgeschädigter Kinder liegt in der Hand der Familie und aller weiterer Personen, die das Kind im Alltag mit betreuen. Die Aufgabe aller Fachleute ist es daher, neben der medizinischen und technischen Versorgung des Kindes individuelle Begleitung und Beratung anzubieten, damit die Kommunikation mit dem Kind im Alltag und Spiel so optimal wie möglich verläuft und das Kind darüber hinaus auch in seiner gesamten Persönlichkeitsentwicklung die Unterstützung bekommt, die es braucht.
Kontrollfragen:
Frühförderung schwerhöriger und gehörloser Kinder
a) findet erst ab einem Alter von 12 Monaten statt, da die Kinder vorher noch keine Förderspiele mitmachen
b) findet im ersten Lebensjahr nur in Form von Beratungsgesprächen mit den Eltern statt – die Kinder werden noch nicht mit einbezogen
c) bedeutet für die Arbeit mit Säuglingen, dass die Frühförderin von Anfang an möglichst viele Geräusche passiv anbietet, damit das Kind hören lernt und sich die Nervenbahnen ausbilden können
d) bedeutet, dass in erster Linie die Eltern und andere Bezugspersonen in der Kommunikation mit dem Säugling, und damit auch im Beziehungsaufbau unterstützt werden
Lösung d)
Zur technischen Versorgung hörgeschädigter Kinder sollte die Frühförderin
a) sich regelmäßig fortbilden, um Eltern kompetent beraten und unterstützen zu können und mit den entsprechenden Fachleuten (Hörgeräteakustiker, Mitarbeiter der CI-Zentren, Pädaudiologen) eng zusammen arbeiten
b) sich grundsätzlich mit Aussagen zurückhalten, da dies nicht ihr Fachgebiet ist
c) den Eltern regelmäßig und möglichst viel Fachliteratur dazu geben, auch wenn diese nicht danach fragen
d) In erster Linie auf mögliche Probleme bei der Verwendung der Geräte aufmerksam machen
Lösung a)
In der Frühförderstunde sollte die Frühförderin
a) mit dem Kind alleine arbeiten, weil es sich dann besser konzentrieren kann und die Eltern dadurch entlastet werden
b) interessantes Spielzeug und Gegenstände verwenden, die dem Kind sonst nicht zur Verfügung stehen
c) Spiel- und Alltagshandlungen aufgreifen, die im Leben des Kindes eine große Rolle spielen, da so die Umsetzung der Beratungspunkte am besten gegeben ist
d) den Eltern in jeder Stunde spezielle Geräuschespielzeuge zeigen und den Umgang erklären
Lösung c)
Die Aufgabe der Frühförderin besteht heutzutage in erster Linie darin
a) die Eltern und andere Bezugspersonen in ihren eigenen Kompetenzen zu stärken und so einen Hör- und Spracherwerb im Alltag zu ermöglichen
b) den Eltern ein möglichst perfektes Vorbild im Umgang mit dem Kind zu sein
c) den Eltern zu vermitteln, dass Fachleute ihre Kinder besser fördern können als sie selbst, weil diese die entsprechende Ausbildung und Erfahrung haben
d) psychische Probleme der Eltern durch die Diagnose, wie z.B. Depressionen, in Gesprächen aufzuarbeiten
Lösung a)
Literatur:
Batliner, Gisela (2004): Hörgeschädigte Kinder spielerisch fördern. Ein Elternbuch zur frühen Hörerziehung.2. Auflage, München: Ernst Reinhardt
Batliner, Gisela (2003): Hörgeschädigte Kinder im Kindergarten. Ein Ratgeber für den Gruppenalltag. München: Ernst Reinhardt
Bender-Köber, Beate, Hochlehnert, Hildegunde (2006):Elternzentriertes Konzept zur Förderung des Spracherwerbs. Handbuch zur Durchführung von Elternworkshops. Borgmann Media, Dortmund
Clark, Morag (2006) A Practical Guide to Quality Interaction With Children Who Have a Hearing Loss. San Diego: Plural Publishing → Die deutsche Übersetzung „Interaktion mit hörgeschädigten Kindern“ erscheint im März 2009 im Ernst Reinhardt Verlag, München
Horsch, Ursula (2007): Der ununterbrochene Dialog. In: Spektrum Hören 2007
Pöllmacher, Angelika, Holthaus, Hanni (2005): Auf einmal ist alles anders! München: Ernst Reinhardt