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8 – Meilensteine der kindlichen Entwicklung

Meilensteine der kindlichen Entwicklung 

Eulalia Juan Pastor

fasst zusammen, wie die kindliche Entwicklung im Alter von 0 bis 3 Jahren im Allgemeinen verläuft, welche Unterschiede in Entwicklungstempo und -umfang ‘normal’ sind und wie Verhaltensbeobachtungen helfen können, die Fortschritte des Kindes einzuschätzen.

Einführung

Während dieser Phase wird das Kind größere Veränderungen durchlaufen und Fortschritte in allen Entwicklungsbereichen machen: geistig, motorisch, sozial-affektiv und sprachlich. Jedes Kind hat sein eigenes Wachstums- und Entwicklungstempo. Dies ist allgemein ausgedrückt. Sowohl die Familie als auch das erzieherische Umfeld werden die Entwicklung des Kindes beeinflussen. Es ist wesentlich, in jeder Phase die Möglichkeiten und Bedürfnisse eines Kindes zu kennen, um Ziele zu setzen und Aktivitäten innerhalb des Ausbildungsprogrammes in der frühen Aufmerksamkeitsphase zwischen null und drei Jahren auszusuchen. Diese Phase ist ausgesprochen wichtig für die spätere Entwicklung des Kindes zu einem Mitglied einer Gesellschaft  mit Wertvorstellungen, Regeln, Haltungen, die respektiert werden müssen und nach denen man leben muss.

Zielsetzungen des Moduls

Die Zielsetzungen dieses Moduls sind wie folgt:

Einen Überblick erhalten über die kindliche Entwicklung (von null bis drei Jahren) und verschiedene Aspekte davon: Kognition, motorische Entwicklung, Zuneigung und Kommunikation.
Methoden zur Auswertung der Entwicklungsaspekte während der beobachteten Phase kennenlernen und die Resultate interpretieren.
Dieses Wissen im Umgang mit Kindern nutzen und fähig sein, Elemente zu erkennen und anzuwenden, welche die Entwicklung in bestimmten Situationen fördern können.
Methode

Das Programm bietet zwei Arten von Lesematerial, die eine obligatorisch, die andere optional. Die erste hat zum Ziel, den Studenten mit lernplanmäßigem Inhalt zu versorgen, wie im Programm enthalten (in diesem Modul). Die zweite Art möchte den obligatorischen Inhalt eingehender studieren, sei es in Form von Unterstützungsmaterial oder von Kritik (Grundlektüre, Artikel, Links, etc. wie in den Referenzen vorgeschlagen) oder das Lesen von Originaltexten der wichtigsten Autoren anregen.

Referenzen

Bibliographische Referenzen und Links zu Dokumenten oder Websites werden angegeben. Referenzen werden am Ende jedes Themas in Fußnoten festgehalten.

Grundlegende Links

www.zerotothree.org

www.2ears2hear.org.uk

www.agbell.org

www.avuk.org

www.avli.org

www.bcig.org.uk

www.deafnessatbirth.org.uk

www.deafeducation.org.uk

www.earlysupport.org.uk

www.eurociu.implantecoclear.org

www.johntracyclinic.org

www.ndcs.org.uk

www.lehnhardt-stiftung.org

www.audiologia.it

www.bionicear.org

www.dec-sped.org

www.nidcd.nih.gov/index.asp

www.infanthearing.org

www.literacytrust.org.uk/talktoyourbaby/index.html

www.cdc.gov/ncbddd/ehdi/

Kapitel 1 – Entwicklungskonzept

Präsentation
Dies ist eine Einführung zum übrigen Inhalt dieses Programmes. Das Wissen und die Beiträge der Hauptautoren, die in diesem Fachgebiet gearbeitet haben, werden besprochen. Veränderungen finden im Leben jedes Menschen statt und können durch kombinierte Faktoren erklärt werden:  Kontinuität versus Diskontinuität, Vererbung versus Umwelt, Regeln versus Ideographie. Es ist hilfreich, die Umstände, in denen Individuen sich entwickeln, zu verstehen, um ihre Entwicklung besser zu begreifen. Es ist daher notwendig, die historischen, sozio-ökonomischen, kulturellen und auch ethnischen Umstände hervorzuheben, um nur die wichtigsten zu nennen. Schließlich muss betont werden, dass die Entwicklung als kontinuierlicher, globaler und sehr flexibler Prozess verstanden werden muss.

Zielsetzung
Nachdem der Student dieses Kapitel gelesen und verstanden hat, wird er fähig sein:

o   das Konzept von “Entwicklung” zu verstehen

o   er wird wissen, welche Faktoren und Umstände bei der Entwicklung mitspielen können,

o   und fähig sein, die theoretischen Modelle, die diese Entwicklung erklären, zu verstehen.

Mit zunehmendem Alter verändern sich die Menschen auf unterschiedlichste Art und Weise. Diese Abfolge von Veränderungen nennt man Entwicklung. An diesem Punkt ist es empfehlenswert, einige Konzepte, die ähnlich, aber doch unterschiedlich sind, zu erklären:

Wachstum: bezieht sich auf quantitative Veränderungen bezogen auf die Erweiterung der Körpermaße.
Reifung: bezieht sich auf morphologische Prozesse und Veränderungen im Verhalten, die biologisch bedingt sind.
Lernen: bezieht sich auf die Verhaltensveränderungen einer Person hervorgerufen durch Praxis und Erwerb von Technik.
Entwicklung: dies wäre die höchste Stufe, die die vorhergehenden alle abdeckt. Der Begriff bezieht sich auf quantitative und qualitative Verhaltensänderungen, die psychische und biologische Strukturen zusammen mit den Fähigkeiten integrieren, die ein Individuum über die Zeit erlernt.
Kritische oder sensible Phasen treten innerhalb der Entwicklung jedes Menschen auf. Dies sind Momente, in denen eine spezielle Veranlagung vorliegt, bestimmte Dinge zu lernen. Während der Kindheit ist frühe Aufmerksamkeit wichtig, um mögliche behebbare Mängel mildern und beseitigen zu können.  Dies ist dank der Anpassungsfähigkeit des Nervensystems von Kindern möglich.

Faktoren, die Veränderung erklären

Drei Hauptfaktoren können psychologische Veränderungen erklären.

Sie haben folgende Beziehungen untereinander:

A)    Vererbung versus Umwelt

B)    Kontinuität versus Diskontinuität

C)    Regeln versus Ideographie

Es gibt weder einen bestimmten Konsens über den Grad der Implikation, den diese Faktoren bei der Entwicklung haben, noch darüber, welcher Faktor einen größeren Einfluss auf die Entwicklung eines einzelnen Menschen hat. Trotzdem ist es wahr, dass jeder der Faktoren die menschliche Entwicklung in irgendeiner Art beeinflusst.

A)    Vererbung versus Umwelt

Seit der Antike herrscht eine Kontroverse über die Frage, was der Grund sei für Veränderung: Vererbung oder Umwelt. Bis zu einem gewissen Grad ist diese Debatte nichtig, da beide Faktoren bei der Veränderung eine Rolle spielen.

Die Innatisten verfochten die Biologie als fundamentalen Faktor für Veränderungen des einzelnen Menschen. Informationen, die im genetischen Code vorhanden sind, werden von den Eltern an die Kinder weitergegeben, und daher spielt die Vererbung eine fundamentale Rolle. Für sie ist ererbte Information seit der Geburt vorhanden. Diese Information „wird abgerufen“, während der „Reifungs-Kalender“ voranschreitet, und dies ist der einzige Grund für die Menschen sich zu verändern.

Die Environmentalisten auf der anderen Seite, dachten genau das Gegenteil. Der Grund für Veränderung—und daher Entwicklung—besteht im Einfluss der Umwelt. Das Kind entsteht wegen seiner Beziehung zum lebensnotwendigen Umfeld, in welchem es sich entwickelt. Einflüsse wie Familie, Schule, Kultur, Freunde, etc. und die Lebensumstände des Einzelnen können die eigene Entwicklung radikal verändern.

B)    Kontinuität versus Diskontinuität

Ein anderer historisch viel diskutierter Faktor ist Kontinuität versus Diskontinuität.

Verfechter der kontinuierlichen Entwicklung betrachten die Entwicklung als harmonischen und stabilen Prozess. Daher ist Veränderung quantitativ. Dieses Modell wird vor allem von Environmentalisten angefochten.

Diejenigen, die Veränderung aus der Perspektive der Diskontinuität betrachten, sehen Veränderung als unvermittelt, manchmal unvorhersehbar an. Veränderung kann in “Sprüngen” stattfinden. Veränderungen sind qualitativ und oft bedeutend. Befürworter dieses Modells sind im Allgemeinen innatistische Autoren.

C)    Regeln versus Ideographie

Autoren, die die These aufstellen, Veränderung sei eine Regel, sehen Veränderung als universal an.  Sie findet bei allen Kindern dieser Welt statt, unabhängig von ihrer Kultur oder ihrer Umwelt. Diese Veränderungen stehen normalerweise in Zusammenhang mit biologischen Entwicklungsaspekten und sind daher vererbt. Befürworter der Ideographie glauben, dass jedes “Individuum eine Welt” von eigenen Erfahrungen und bestimmt durch seine Umwelt sei. In diesem Fall ist Veränderung individuell und wird bestärkt durch  den Kontext, obwohl es auch innere Einflüsse durch das Individuum selbst geben kann.

Entwicklungszusammenhang

Der Zusammenhang, in welchem sich das Individuum entwickelt, beeinflusst seine Entwicklung. Daher können verschiedene Arten von Kontext einen Einfluss haben—und dies ist wirklich der Fall—auf die Art, in der Menschen sich entwickeln. Es gibt verschiedene Arten von Kontext, aber nur vier sind wirklich äußerst relevant: der historische Zusammenhang, der kulturelle, der sozio-ökonomische und der ethnische Kontext.

Referenzen

BERGER, K.S. (2004) Kapitel 2. Theories of Development. S. 35-56 aus BERGER, K.S. (2004) Psicología del desarrollo: infancia y adolescencia. Madrid: Médica-Panamericana

Kapitel 2 – Motorische Entwicklung

Einführung

Während der ersten und zweiten Phase der Kindheit werden die meisten physischen und psychomotorischen Fähigkeiten, die wir ein Leben lang besitzen werden, entwickelt. Während dieser Jahre macht der Körper die größte Entwicklung seines Lebens durch. Der Begriff “motorische Entwicklung” geht zurück auf Wernicke. Gemäß Konsens, wird er umrahmt durch die ersten beiden Lebensjahre.

Jeder von uns hat eine unterschiedliche genetische Veranlagung. Vererbung ist sehr wichtig. Trotzdem ist die Umwelt, in der wir aufwachsen und erzogen werden auch unterschiedlich.
Zielsetzung
o   Die Grundlagen der kindlichen Entwicklung und Warnsignale in der motorischen Entwicklung zu kennen.

o   Die physischen und motorischen Merkmale eines Kindes zwischen null und drei Jahren zu kennen

Geburt und erste Lebensmonate

Nach der Geburt muss sich das Baby an die neue Situation anpassen. Dies muss schnell geschehen. Das Kind hat seine Unabhängigkeit von der Mutter erlangt, und alle Funktionen—Atmung, Blutkreislauf, Verdauung und Regulierung der Temperatur—werden nun unabhängig von der Mutter ausgeführt.

1953 entwickelte Virginia Apgar einen Test, um bei jedem Kind den Grad seiner Anpassung an die neue Situation zu messen.  Seither wird dieser Test auf der ganzen Welt bei jedem Neugeborenen angewendet. Der Test wird eine Minute nach der Geburt des Kindes gemacht und nach weiteren fünf Minuten wiederholt.

Apgar Test.

Wie funktioniert der Test?

Er bewertet die Lebenskraft des Neugeborenen. Es wird 1 Minute und 5 Minuten nach der Geburt gemessen und manchmal noch nach 10 Minuten.

Fünf Parameter werden untersucht:

Herzfrequenz (die Herzschlagfrequenz wird bestimmt)
Atmung (Schwierigkeiten beim Atmen)
Muskeltonus (Stärke der Bewegung)
Reflexe (den Nieseffekt wird ausgelöst)
Farbe (rosig, bläulich oder blass).
Die Maximalpunktzahl ist 10. Wenn der Wert einer der Messungen sehr niedrig ist, kann eine medizinische Intervention angezeigt sein.

APGAR Testkriterien

0 Punkte
1 Punkt
2 Punkte
Kurzwort
Hautfarbe
völlig blau
blaue Extremitäten
normal
Aussehen
Herzschlag
keiner
<100
>100
Puls
Reflexe und Reizbarkeit
keine Reaktion auf die Stimulation
angedeutetes/ schwaches Weinen nach der Stimulation
Niesen / Husten / Treten bei der Stimulation
Gestik
Muskeltonus
schlaff
träges Beugen
aktive Bewegung
Aktivität
Atmung
nicht vorhanden
schwach oder Unregelmäßig
stark
Atmung
Wenn ein Kind geboren wird, interagiert es mit der Umwelt hauptsächlich durch unwillkürliche Reflexe.

Reflexe eines Neugeborenen

Die folgenden Reflexe sind normal bei einem Neugeborenen:

§  Moro Reflex. Dieser Reflex kommt vor, wenn sich der Kopf des Babies schnell bewegt, er nach hinten fällt, oder wenn ein lautes Geräusch das Kind erschreckt.  Das Kind reagiert, indem es  Arme, Beine und Nacken durchstreckt. Dann zieht es seine Arme blitzschnell zusammen. Es kann sein, dass es weint, wenn es dies tut. Dieser Reflex muss nach zwei Monaten verschwinden.

§  Saugreflex. Dies ist der Reflex, nach der Brust der Mutter zu suchen. Wenn man die Wange des Babies sanft mit dem Finger berührt, wird das Kind seinen Kopf zum Finger hin drehen. Dieser Reflex wird drei bis vier Monate anhalten.

§  Greifreflex. Das Kind greift nach allem, was sich in seiner Handfläche befindet und schließt seine Faust darum. Dieser Reflex bleibt fünf bis sechs Monate.

§  Laufreflex. Wenn man das Kind unter den Armen fasst und auf eine harte Oberfläche hält, wird es kleine Schritte machen. Dieser Reflex bleibt normalerweise mindestens einige Monate erhalten.

Während des ersten Lebensjahres, bei normalen Entwicklungs- und Stimulationsverhältnissen, werden etwa alle drei Monate während der Stillphase wesentliche Entwicklungsschritte gemacht. Nur wenn eine offenkundige Verzögerung im Ablauf der Entwicklungsschritte beobachtet wird, müssen Spezialisten konsultiert werden, die  fachkundige Aufmerksamkeit auf das Problem richten und gezielte Stimulationsprogramme durchführen.

Das Auftreten von essentiellen Entwicklungsschritten in jedem Stadium des Lebens des Kindes hängt weitestgehend von der Reifung des Nervensystems und vom Myelinisations-prozess ab.  Es ist auch abhängig vom Einfluss der Lebensweise und der Erziehung.

Apgar, Virginia (1953). „A proposal for a new method of evaluation of the newborn infant“. Curr. Res. Anesth. Analg. 32 (4): 260–26

Kalender für das Erlernen einiger Hauptkörperhaltungen

Verhalten
Beschreibung
Alter
Kontrolle des Kopfes
Den Kopf in gerader Linie zum Körper halten.
3-4 Monate
Auge- Hand-Koordination
Koordination zwischen Auge und Hand, um Objekte präzise zu ergreifen.
3-4 Monate
Sitzposition
Mit Unterstützung

Ohne Unterstützung
4-5 Monate

6-7 Monate
Krabbeln
Sich auf Händen und Knien vorwärts bewegen
Mit ungefähr 8 Monaten
Aufrecht stehen
Mit Unterstützung

Ohne Unterstützung
9-10 Monate

12 Monate
Laufen
Mit Unterstützung

Ohne Unterstützung
11-12 Monate

12-14 Monate
Figur 1. Kalender für das Erlernen einiger Hauptkörperhaltungen. ©Josep A. Pérez CastellóUIB.

Motorische Entwicklung bis zum dritten Lebensjahr

DAS KIND ZWISCHEN NULL UND EINEM JAHR

§  Wenn ein Kind geboren wird, misst es etwa 50cm und wiegt 3.5 kg. Die normale fortlaufende Entwicklung (Entwicklungskurve) beginnt nun.

§  Die ersten vier Wochen gehören zur Neugeborenen-Phase, der Übergangszeit vom Leben innerhalb des Uterus zu einem unabhängigen Leben.

§  Die Merkmale eines Neugeborenen sind typisch: großer Kopf, große schläfrige Augen, kleine Nase, zurückversetztes Kinn (Stillen) und Pausbacken.

§  Der Kopf des Neugeborenen macht ¼ seiner Körperlänge aus. Die Schädelknochen werden sich erst im Alter von 18 Monaten völlig schließen.

§  Das physische Wachstum innerhalb der ersten drei Jahre ist schneller als im späteren Leben.

§  Der erste Zahn erscheint im Alter von fünf bis neun Monaten. Mit einem Jahr hat das Baby zwischen sechs und acht Zähnen, und mit zweieinhalb Jahren zwanzig Zähne.

§  Die Fähigkeit, sich frei und richtig zu bewegen, entwickelt sich schrittweise. Das Erlernen von motorischen Fähigkeiten findet in einer spezifischen Abfolge statt.

§  Gehen zu können und mit den Händen exakt zu greifen, sind die zwei charakteristischsten motorischen Fähigkeiten des Menschen. Keine von beiden ist bei der Geburt vorhanden.

§  Entwicklungsgesetze:

o   Cephalocaudales Gesetz: Körperteile, die näher beim Kopf liegen, also von oben nach unten (die Arme vor den Beinen) werden zuerst kontrolliert.

o   Proximodistales Gesetz: Körperteile, die näher an der Körperachse liegen, werden zuerst kontrolliert (Arme, Handgelenke, Hand).

§  Entwicklung der Kontrolle der Körperhaltung (nach diesen Gesetzen).

o   Mit 3 Monaten: Kontrolle des Kopfes

o   Mit 3 Monaten: selbständiges Umdrehen.

o   Mit 3 ½ Monaten: große Objekte ergreifen.

o   Mit 4 Monaten:  Hand-Auge-Koordination. Kein Schütteln des Armes oder Schlagen.

o   Mit 6 Monaten: Sitzen ohne Unterstützung.

o   Mit 7 Monaten:  gezieltes Greifen und Tasten.

o   Mit 8 Monaten: Krabbeln und Kriechen.

o   Mit 10 Monaten: Stehen und mit Unterstützung Laufen.

o   Mit 12-14 Monaten: Beginnendes Laufen ohne Unterstützung.

DAS KIND ZWISCHEN EIN UND ZWEI JAHREN

§  Treppen werden entdeckt. Sie werden zuerst mit Hilfe, dann zusehends selbständig bewältigt. Mit 14 Monaten: ein Turm aus zwei Würfeln wird gebaut.

§  Stößt eine Baby-Laufhilfe, um zu gehen.

§  Spielt mit Händen und Füssen Ball.

§  Kann kritzeln und Teile zusammensetzen, werfen und einsammeln.

§  Kann unermüdlich wieder und wieder spielen.

§  Beginnt, selbständig zu essen.

§  Mit zwei Jahren kann das Kind eine Tasse am Henkel halten und selbständig trinken.

DAS KIND ZWISCHEN ZWEI UND DREI JAHREN

§  Kann die Pedale eines Dreirads treten.

§  Kann Treppen steigen, indem es abwechslungsweise den rechten und den linken Fuß benutzt, und kann wieder runter laufen.

§  Kann sich an- und ausziehen (einfache Kleidungsstücke ohne Knöpfe oder Reißverschlüsse)

§  Kann alleine essen, (fast) ohne schmutzig zu werden.

§  Kann zeichnen, kritzeln, Linien und Kreise malen.

§  Kann den Schließmuskel kontrollieren (zuerst tagsüber, dann auch nachts).

WARNSIGNALE WÄHREND DER PSYCHOMOTORISCHEN ENTWICKLUNG

Die psychomotorische Entwicklung des Kindes und ihre Bewertung in der Primärversorgung  („Psychomotor development of the child and its evaluation in primary Care“) () A. Iceta1, M.E. Yoldi2. ANALES Sis San Navarra 2002, Vol. 25, Suplemento 2
1. Lebensmonat

– Beständige Reizbarkeit.

– Saugstörung.

– Unfähigkeit, die Augen kurz zu fixieren.

– Keine Reaktion auf Geräusche.

2. Lebensmonat

– Die Reizbarkeit hält an.

– Übertriebenes Erschrecken bei Geräuschen.

– Heranziehen des Daumens.

– Fehlen des sozialen Lächelns.

3. Lebensmonat

– Bewegt seine Hände asymmetrisch.

– Unfähigkeit, mit den Augen einem Gegenstand zu folgen.

– Nicht fähig, seinen Kopf zu halten.

4. Lebensmonat

– Extrem passive Haltung.

– Geschlossene Fäuste.

– Hypertonie der Adduktoren (Winkel unter 90º).

6. Lebensmonat

– Hypertonie der Gliedmaßen und Hypotonie des Nackens und Rumpfes.

– Unfähigkeit, sich selber umzudrehen.

– Der Moro Reflex hält an.

– Unfähigkeit, sich mit Unterstützung hinzusetzen.

– Fehlen von absichtlichem Greifen und Tasten.

9. Lebensmonat

– Fehlen selbständigen Bewegens.

– Hypotonie im Rumpf.

– Unfähigkeit zu sitzen.

– Fehlendes Greifen und Tasten, um Dinge zu bearbeiten/transportieren.

12. Lebensmonat

– Unfähigkeit zu stehen.

– Anormale Reflexe.

15.  Lebensmonat

– Unfähigkeit, alleine zu laufen.

– Fehlen des Greifens und Tastens gegen oben.

– Das Kind wirft keine Dinge.

– Konstantes Wechseln von einer Aktivität zur nächsten.

18. Lebensmonat

– Unfähigkeit, Treppen zu steigen.

– Kind kritzelt nicht spontan.

– Unfähigkeit, aus einer Tasse zu trinken.

– Unfähigkeit, einen Turm aus zwei Würfeln zu bauen.

24.  Lebensmonat

– Das Kind rennt nicht.

– Unfähigkeit, Türme aus drei bis sechs Würfeln zu bauen.

– Unfähigkeit, bei symbolischen Spielen mitzumachen.

Warnsignale in jedem Alter

– Anormale Mobilität, Tonus oder Haltung.

– Unabsichtliche Bewegungen (dystonische Haltung der Hände, Hyperextension des Kopfes…)

– Anormale Augenbewegungen.

– Verzögerung beim Erlernen von Elementen des Reifungsprozesses.

Merke: Diejenigen Elemente, die zur Sprachentwicklung gehören, wurden aus dieser Liste der Alarmsignale entfernt. Sie wurden in Kapitel 4 des Modules 8 miteinbezogen.

Spielen

Spielen ist viel mehr als einfach nur Spaß zu haben. Spielen ist ein wichtiger Teil des Lebens eines Babies und Kleinkindes. Spielen ist die “tägliche Arbeit” eines Kindes: es hilft ihm zu lernen und zu wachsen. Die Eltern sind die ersten und primären Ausbilder/Erzieher des Kindes.

Warum Spielen so wichtig ist:

o   Um mehr über sich uns seine Welt zu erfahren.

o   Um zu lernen, Dinge zu tun.

o   Um Probleme zu lösen.

o   Um Gefühle zu erleben.

o   Um Selbstvertrauen zu gewinnen.

o   Um stärker zu werden.

o   Um Kontakte zu knüpfen (teilen und abwechseln lernen)

Spiel und Alter

Beim Spielen geht es ums Lernen – Ein Leitfaden zum Spielen für Eltern von Kindern zwischen null und 2 ½ Jahren finden Sie unter: http://mhcs.health.nsw.gov.au

0-9 Monate

o   Mit dem Kind sprechen und ihm vorsingen. Dies hilft ihm, sprechen zu lernen und Wörter zu verstehen.

o   Das Kind lernt, indem es Dinge berührt und erfühlt. Man sollte ihm ungefährliche Spielzeuge und Objekte anbieten: Stofftiere, Rasseln, Löffel. Wenn das Kind mit der Rassel Geräusche macht, lernt es, dass es selber etwas bewirken kann.

o   Lassen Sie das Kind jeden Tag für eine Weile auf dem Bauch liegend spielen. So wird es lernen, seinen Kopf stabil zu halten. Es wird dadurch stärker und fähig, umher zu schauen. Wählen Sie einen sicheren Platz am Boden und legen Sie es auf eine Decke oder einen Teppich. Bleiben Sie beim Kind; passen Sie auf, dass es nicht auf dem Bauch liegend einschläft.

9-18 Monate

o   Erzählen Sie Geschichten oder lesen Sie einfache Bilderbücher vor. Oder basteln Sie ein Notizbuch mit ausgeschnittenen Bildern. Zeigen Sie auf Bilder. Sagen Sie, was auf den Bildern passiert.

o   Kritzeln. Lassen Sie das Kind mit ungiftigen Wachsmalstiften auf Papier malen.

o   Lieder und Reime.

o   Wasserspielzeug: Schwimmendes Spielzeug, Behälter füllen und ausleeren.

o   Würfel stapeln.

o   Füllen Sie eine Schachtel mit verschiedenen (sicheren) Gegenständen und Objekten aus unterschiedlichen Materialien. Achten Sie darauf, dass Sie unterschiedliche Formen und Farben auswählen. Lassen Sie das Kind nun den Inhalt des Behälters erforschen. Nennen Sie laut die Namen der Gegenstände.

18 Monate bis zweieinhalb Jahre

o   Sich verkleiden.

o   Mit Fingerfarben malen.

o   Mit Kartonschachteln Türme oder kleine Häuser zum Spielen bauen.

o   Wortspiele.

o   Bälle werfen, prellen und treten.

Referenzen

APGAR, Virginia (1953). „A proposal for a new method of evaluation of the newborn infant“. Curr. Res. Anesth. Analg. 32 (4): 260–267

BERGER, K.S. (2004) Kapitel 2. Theories of Development. p. 35-56 aus BERGER, K.S. (2004) Psicología del desarrollo: infancia y adolescencia. Madrid: Médica-Panamericana.

STASSEN BERGER, K i THOMPSON, R.A. (1997) Kapitel 12. “School Years: Biosocial Development.” Aus STASSEN BERGER, K i THOMPSON, R.A.: Psicología del Desarrollo: Infancia y Adolescencia. Madrid: Editorial Médica – Panamericana

Kapitel 3 – Kognitive Entwicklung

Präsentation

Einige Tage nach der Geburt ist das Baby bereits ein aktiver Erforscher seiner Umgebung. Es wird schon bald anfangen, sie zu verstehen. Wie erforscht und organisiert ein Kind diese Umwelt in Laufe der Kindheit? Wir werden versuchen, diese Frage in diesem Kapitel zu beantworten.
Zielsetzung
o   Die Grundlagen der kognitiven Entwicklung bei einem Kind von null bis drei Jahren kennen.

o   Wissen, welche kognitiven Prozesse ein Kind benutzt, um seine Umwelt zu entdecken.

Die Sinne

Wie versteht ein Neugeborenes die Welt, in die es geboren wurde? Durch Information. Dafür werden zwei Prozesse benötigt: Empfindung und Wahrnehmung.

Unterschiede zwischen Empfindung und Wahrnehmung

Es gibt einen großen Unterschied zwischen Empfindung und Wahrnehmung. Gemäß Stassen und Thompson entsteht eine Empfindung, wenn ein Sensor (Sinn) einen spezifischen Stimulus erkennt. Wahrnehmung dagegen findet statt, wenn das Gehirn versucht, diese Stimuli so einzuordnen, dass sie dem Individuum bewusst werden.
Betrachten wir die Entwicklung jedes Sinnes individuell von den ersten Tagen an:

A)    Das Sehen ist der am wenigsten entwickelte Sinn beim Kleinkind. Trotzdem kann das Baby bedeutend besser sehen, als wir noch vor einigen Jahren annahmen.

§  Babies können bis zu einer ungefähren Distanz von 20 bis 70 cm fokussieren.

§  Ihre Sicht in die Weite ist schlecht und verschwommen.

§  Man kann sagen, dass Babies dazu programmiert sind, in der Distanz zu sehen, in welcher der Austausch zwischen Mutter und Kind stattfindet.

§  Nach einem Jahr kann das Kind auf die gleichen Distanzen fokussieren wie ein Erwachsener. Es gibt zwei Gründe, die diese Verbesserung erklären: Die Augenstrukturen, die einen korrekten Fokus möglich machen (Linse und Ziliarkörper) haben sich entwickelt, und die Hirnstrukturen, die für das Sehen zuständig sind, haben einen Reifeprozess durchgemacht.

§  Babies haben in den ersten Monaten keinen Sinn für Tiefe. Binokulares Sehen wird erst im dritten Lebensmonat entwickelt. Diese Fähigkeit entwickelt sich, wenn das Kleinkind anfängt zu krabbeln.

§  Mit 8-12 Wochen sollten Babies beginnen, Leuten oder Objekten mit ihren Augen zu folgen. Zunächst müssen die Kinder ihren ganzen Kopf bewegen, um die Augen zu bewegen, aber mit 2-4 Monaten sollten sie anfangen, ihre Augen unabhängig und mit viel weniger Beteiligung des gesamten Kopfes zu bewegen.

§  Farben sind von Geburt an präsent. Mit vier oder fünf Monaten können Babies die meisten der üblichen Farben auseinanderhalten.

§  Babies ziehen Stimuli mit einem Kontrast einfachen Stimuli vor. Sie mögen es, sich glänzende, sich bewegende, geräuschvolle Objekte anzusehen. Es muss betont werden, dass das Kind nicht nur die komplizierten Dinge sucht. Es genießt es auch, all die Dinge zu beobachten, die es auf andere Art als gewohnt stimulieren können. Es ist wichtig hinzuzufügen, dass sie lieber neue Dinge anschauen.

§  Babies haben einen Favoriten: das menschliche Gesicht. Babies können viele Minuten damit zubringen, das Gesicht ihrer Mutter anzuschauen, wenn sie mit ihr spielen.
B)  Hören Die Qualität des Hörens ist besser als die des Sehens.  Man kann sagen, dass das Gehör des Babies ähnlich ist wie bei Erwachsenen, obwohl es sich im Laufe der Entwicklung noch verbessert.

Babies zeigen spezielles Interesse an der menschlichen Stimme. Von den ersten Wochen an können sie die Stimmen ihrer Familienangehörigen erkennen und sie von den Stimmen anderer Leute unterscheiden. Sie können sogar sagen, ob diese Leute die gleiche Sprache sprechen wie ihre Eltern oder eine andere.
Entwicklung des Hörens

(M.P.Downs. Hearing in children. Salvat.BCN.1981)

a)  Entwicklungsphasen bei der Lokalisierung von Schall

1.     Links nach rechts    Augenbewegung      mit 12 Wochen

 

2.     Links nach rechts    Kopfbewegung        mit 16 Wochen

 

§  Bis zur 36sten Woche verbessert sich das Kind bei der Lokalisierung von Schallquellen. Nach anfänglicher Augenbewegung kommt der tonische Reflex des Halses dazu, durch welchen die Bewegung des Kopfes entwickelt wird. Die Kopfbewegung nach einem Schallstimulus wird in einem gestreckten Winkel ausgeführt, vom Ohr her oder von wenig unterhalb. Eine Kopfbewegung folgt dem Schallstimulus, wenn er auf Schulterhöhe produziert wird.

§  Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass  60% der Kinder Schall zuerst auf der rechten und erst dann auf der linken Seite lokalisieren.

§  In allen Fällen und Phasen wird Schall erst von unten und erst dann von oben lokalisiert.

b) Hörstadien

Alter

Reaktionen—Verhalten
0 bis 14 Tage
Das Kleinkind erschrickt bei einem plötzlichen lauten Geräusch.
Das Kleinkind blinzelt bei einem plötzlichen lauten Geräusch.
Das Kleinkind hört auf zu schreien, wenn seine Mutter anfängt, mit ihm zu sprechen.
Das Kleinkind bewegt sich im Schlaf, wenn es ein Geräusch in der Nähe hört.
Das Kleinkind hört auf, Sauggeräusche zu machen, wenn es Geräusche hört oder seine Mutter mit ihm spricht.
1 Monat
Das Kleinkind verändert sein Verhalten aufgrund eines lauten Geräusches.
Das Kleinkind beruhigt sich, wenn seine Mutter es tröstet.
Erste Differenzierungen im Gebrauch der Stimme.
2 Monate
Das Kleinkind horcht auf das Läuten einer kleinen Glocke.
Das Kleinkind sucht mit seinen Augen nach der Quelle eines ihm bekannten Geräusches.
4 – 6 Monate
Das Kleinkind kann ein seitliches, nach unten gerichtetes Geräusch lokalisieren (mit 5 Monaten).
Das Kleinkind horcht auf den Klang einer Stimmgabel.
Das Kleinkind hört auf zu weinen, wenn es Musik hört.
7 – 9 Monate
Das Kind reagiert auf seinen Namen.
Das Kind lokalisiert bewusst Schall, der von der Seite und von oben kommt.
Das Kind beobachtet, wenn Erwachsene sprechen.
Das Kind hört genau auf das Ticken einer nahen Uhr (9 Meter).
3 Semester. Mit 10 Monaten.
Das Kleinkind hört auf zu schreien, wenn die Mutter mit ihm spricht.
Das Kleinkind scheint sich der Stimme der Mutter bewusst zu sein.
Das Kleinkind schläft trotz Lärm.
Das Kleinkind wacht auf, wenn man sein Bett berührt.
10 Monate – 1 Jahr
Das Kleinkind versteht „Nein“ Verbote (mit 10 Monaten).
Das Kleinkind horcht auf ein leises Lied aus etwa einem Meter Distanz und sucht nach der Quelle.
Stimmliche Reaktion, wenn es Musik hört.
Das Kleinkind reagiert, wenn jemand leise seinen Namen sagt.

2.5 – 6 Monate
Das Kleinkind schaut in Richtung des Sprechers.
Das Kleinkind ist glücklich, wenn Musik läuft.
Das Kleinkind hört auf sich zu bewegen, wenn es etwas Interessantes hört.
Das Kleinkind kennt seinen Namen, wenn es gerufen wird.
Das Kleinkind macht suchende Bewegungen solange es Geräusche hört.
Das Kleine hört die Rassel, wenn es auf dem Bauch liegt.
18 – 36 Monate
Das Kleinkind unterscheidet zwischen normalem und zornigem Sprechen.
Das Kleinkind versteht die Bedeutung von “hier”, „schau”, „Hör mal“.
Das Kleinkind zeigt auf Leute und Handlungen, die mit ihnen zu tun haben. (3 bis 5).
Das Kleinkind versteht “auf”, “unter”, “innerhalb“, „außerhalb.”
C) Die anderen Sinne

Fühlen, Schmecken und Riechen wurden nicht so detailliert betrachtet wie Sehen und Hören. Das Fühlen ist außerordentlich entwickelt bei Babies. Aber der Geschmackssinn ist bei einem Kleinkind nicht perfekt, obwohl es bekannt ist, dass er einigermaßen funktioniert. Das Riechen ist ein wenig besser entwickelt als der Geschmackssinn, besonders wenn das Kind an einen Geruch gewohnt ist. Geschmacks- und Geruchssinn verbessern sich in den ersten Lebensmonaten und werden sich während des gesamten ersten Jahres weiter entwickeln.

Warnsignale für Hörverlust

(übernommen von S. Burdo. CI Center Varese)
Ab Geburt bis zum dritten Lebensmonat:

o   Keine Reaktion auf laute Geräusche.

o   Laute Geräusche und Stimmen wecken das Kind nicht auf.

o   Keine Reaktion auf seine eigene Stimme.

o   Seine eigene Stimme kann es nicht beruhigen.

o   Es lächelt nicht, wenn man mit ihm spricht.

Zwischen drittem und sechstem Lebensmonat:

o   Kein Kopfdrehen gegen die Geräuschquelle.

o   Kein Interesse an geräuschvollen Spielzeugen.

o   Kein Äußern von gutturalen Lauten, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

o   Eine laute Stimme erschreckt das Kind nicht.

Zwischen sechstem und zwölftem Lebensmonat:

o   Keine Reaktion auf den eigenen Namen oder auf die Stimmen anderer Leute.

o   Kein Geplapper, auch nicht wenn es alleine ist.

o   Kein Spielen mit Lauten oder Imitieren der Laute von Erwachsenen.

o   Unfähigkeit, Laute des täglichen Lebens oder bekannte Worte zu lokalisieren.

o   Kein Verstehen einer Verneinung oder eines Lebewohls, wenn nicht eine entsprechende Gebärde verwendet wird.

Zwischen zwölftem und achtzehntem Lebensmonat:

o   Unfähigkeit, einfache Anweisungen auszuführen.

o   Keine regelmäßige Verwendung von Wörtern, die es kennt.

o   Vokabular von weniger als 10 bis 15 Wörtern.

o   Das Kind sagt nicht “Mama” oder “Papa”

o   Kein Zeigen auf bekannte Objekte und Leute, wenn sie erwähnt werden.

o   Kein benennen bekannter Gegenstände.

Zwischen achtzehntem und vierundzwanzigstem Lebensmonat:

o   Kein Verstehen einfacher Fragen und Unfähigkeit, auf Fragen mit “ja” oder “nein” zu antworten.

o   Kein Verstehen von einfachen Sätzen.

o   Kein Zeigen auf Bilder, wenn es danach gefragt wird.

o   Zeigt kein Interesse an Geschichten.

o   Kein Verstehen von einfachen Anweisungen, wenn keine Gebärden verwendet werden.

o   Unfähigkeit, seinen Namen zu erkennen.

o   Unfähigkeit Zwei-Wort-Sätze zu bilden.

o   Unfähigkeit, Körperteile zu benennen.

Zwischen vierundzwanzigstem und sechsunddreißigstem Lebensmonat:

o   Das Kind versteht “nicht jetzt” und “genug”

o   Das Kind wählt Gegenstände nach ihrer Größe aus, “groß”, “klein”.

o   Das Kind versteht viele Verben mit Tätigkeitsbedeutung.

o   Die Worte des Kindes sind unverständlich.

o   Das Kind wiederholt keine Sätze.

o   Das Kind beantwortet keine einfachen Fragen.

Kapitel 4 – Kommunikation und Sprachentwicklung

Präsentation
Spracherwerb und – entwicklung sind wichtige Meilensteine in der menschlichen Entwicklung. Die wichtigsten Meilensteine in der Sprachentwicklung eines Kindes bis drei Jahre werden in diesem Kapitel aufgezeigt. Wir haben ein Interesse daran, im Detail zu untersuchen, was diese Entwicklung am meisten antreibt: die Beziehung zwischen Hören und Sprache und die Interaktion von Familie und Kleinkind.
Zielsetzung
o   Die Grundlagen von Sprachentwicklung eines Kindes zwischen null und drei Jahren kennen.

o   Die Warnsignale in der kommunikativen Entwicklung kennen.

Präverbale Sprachentwicklung

Um verbale Sprache zu erlernen und zu entwickeln muss ein Kind Kontakt und Beziehungen zu Menschen in seinem Umfeld haben. Das Kind wird die Sprachvoraussetzungen mithilfe dieser Kontakte erwerben. Über die Jahre haben einige Autoren über diese Voraussetzungen geschrieben, wie zum Beispiel Schaeffer (1989), der darüber berichtet, in welcher Art sich diese Beziehung zwischen Kindern und nahestehenden Menschen während der ersten Lebensjahre entwickelt.

Für Schaeffer ist die Rolle der Mutter maßgebend. Schaeffer unterteilt den Erwerb von prälingualer Sprache in unterschiedliche Phasen.

a) Von Geburt an

Während dieser Zeit ist es das Ziel der Beziehung zwischen Mutter und Kind, biologische Aspekte zu regulieren, die für das Kind lebensnotwendig sind. Innerhalb der ersten Wochen heißt dies Essen, Schlafen und Phasen der Aktivität zu regulieren.

Dank der sozialen Interaktion zwischen Mutter und Kind kann das Kind diese biologischen Aspekte regulieren und stabilisieren. Auf eine bestimmte Art und Weise, schreibt die Mutter dem Kind einige Gewohnheiten vor, wann es essen und wann schlafen soll etc.  Obwohl es auch zutrifft, dass sich die Mutter ebenfalls an die Geschwindigkeit und die Launen des Kindes anpassen und lernen muss, sie zu interpretieren. Es ist also eine Phase gegenseitiger Anpassung.

Die ersten Monate sind für die Eltern ziemlich kompliziert: sie müssen ihren Lebensstil komplett an die Geschwindigkeit und Bedürfnisse ihres Babies angleichen.  Der Kontakt während dieser regelmäßigen Tätigkeiten ist extrem wichtig, sowohl für Eltern als auch für Betreuungspersonen, da sie die ersten Sozialisierungsschritte des Kindes darstellen: man spricht mit dem Kind, wenn man es füttert, es badet, es schaukelt  etc. Es gibt viele Gelegenheiten zu kommunizieren.

Viele Autoren haben auf dem Gebiet der angeborenen Wahrnehmungsmechanismen geforscht, die das Kind mit speziellen Fähigkeiten ausstatten, um ihm die Interaktion mit Erwachsenen zu ermöglichen. Deshalb achtet die Mutter darauf, solche Kontakte mit ihren Kindern aufrechtzuerhalten. Man kann sagen, dass die Mütter in gleichem Masse dafür ausgestattet sind, mit ihren Kindern Beziehungen zu pflegen, wie die Kinder vorbestimmt sind, mit Erwachsenen Verbindungen einzugehen.

b) Vom zweiten bis zum fünften Lebensmonat

Nach Aussage einiger Autoren, beginnen Babies mit etwa zwei Monaten soziale Gefährten zu entdecken. In den folgenden Monaten zeigen sie spezielles Interesse an anderen Menschen, wie  den Eltern, Geschwistern oder anderen Leuten. Auf diese Weise werden Kind-Erwachsenen-Beziehungen “von Angesicht zu Angesicht“ begründet. Dies sind in der Tat die ersten Beziehungen. Der Erwachsene ist die Hauptperson in diesen Interaktionen. Er ist verantwortlich dafür, die Aufmerksamkeit des Kindes aufrechtzuerhalten und einen Austausch herbeizuführen.

Austausch findet bei vielen Gelegenheiten während des Tages statt, angefangen beim Füttern, über das Baden, bis zum Spielen. Zu Beginn ist die Rolle des Kindes passiv, da es völlig auf die Handlungen des Erwachsenen angewiesen ist. Das Kind schaut nur, lächelt und produziert gelegentlich Geräusche. Daher findet diese Art von Interaktion nur dank der Mitwirkung des Erwachsenen statt.

Die ersten Interaktionen folgen klaren Regeln; die Sprache des Erwachsenen weist charakteristische Züge auf, die einige Autoren Baby-Sprache nennen: langsames Tempo, Satzmelodie und viele Wiederholungen, so dass das Kind den verbalen und gestischen Äußerungen des Erwachsenen folgen kann.

Die Richtung der Kommunikation ist nicht nur verbal; sie bezieht auch Kontakte durch Berührung mit ein. Wenn das Kind nicht reagiert, müssen die Erwachsenen den Dialog anpassen, bis das Kind sich einschaltet. Am Ende dieser Phase sind die „von Angesicht zu Angesicht“ Interaktionen symmetrischer. Das Kind macht viel mehr mit und ergreift die Initiative bei der Kommunikation. Kinder werden unabhängiger, d.h. sie werden aktive Teilnehmer. Dennoch sind sie mit fünf Monaten noch immer von Erwachsenen abhängig.

c) Vom fünften bis zum achten Lebensmonat

Mit ungefähr fünf Monaten beginnen die Kinder, sich für die Welt der Objekte zu interessieren. Sie genießen es, die Welt zu erforschen und sie tun dies, indem sie die Dinge anfassen und anschauen.
Die Erwachsenen sehen, wie das Kind Interesse an Gegenständen entwickelt. Während dieser Monate ist der beste Weg, mit dem Kind zu interagieren, indem man ihm hilft, mit der Welt der Objekte zu interagieren. Während dieser Phase beginnen Mutter und Kind, Gegenstände aus der realen Welt zu teilen: sie spielen mit dem Ball, mit Stoff Tieren oder großen weichen Gegenständen wie z.B. farbigen Würfeln. Auf diese Weise wird aus der physischen Welt der Gegenstände in kurzer Zeit ein Auslöser für sozialen Austausch. In dieser Zeit ist das Kind noch immer nicht in der Lage, die Aufmerksamkeit wie ein Erwachsener auf ein Objekt zu fokussieren. Das Kind ist normalerweise interessiert an Gegenständen, aber ein Erwachsener muss das alleinige Erforschen in ein soziales Erforschen umwandeln.

In solchen Fällen greifen Erwachsene meist auf die folgenden Mittel zurück: zeigen, schauen, Gegenstände bewegen und referentielle Sprache. Am Anfang dieser Periode nimmt der Erwachsene direkt die Gegenstände und bewegt sie, um Kontakt mit dem Kind herzustellen. Dann beginnt man referentielle Gesten (Zeigen) zu benutzen, um auf Gegenstände hinzuweisen. Noch später benennt der Erwachsene solche Gegenstände mit Worten. Der Erwachsene benutzt diese Hilfsmittel, sobald er die Fähigkeiten des Kindes zur Kommunikation und sozialen Interaktion bemerkt. Überdies benutzen Erwachsene oft einige dieser Quellen zur gleichen Zeit, da Redundanz für Kinder dieses Alters sehr effektiv ist.

So werden erste zwischenmenschliche Beziehungen eingegangen. Nach Vigotski sind dies die inter-psychologischen Beziehungen, bei welchen ein Erwachsener und ein Kind realen physischen Kontext durch sozialen Austausch teilen. Der Erwachsene ist nicht nur einfach ein Rollenmodell, das das Kind imitiert. Er ist kein passiver Beobachter des Kindes und bestätigt es auch nicht. Er ist aktiver Handlungsträger während des gesamten Prozesses. Er passt sich dem Kind an und hilft ihm wenn nötig.

d) Vom achten bis zum achtzehnten Lebensmonat

Ein wesentlicher Wandel im Verhalten des Kindes findet im Zeitraum zwischen dem achten und dem achtzehnten Lebensmonat statt. Kind-Erwachsenen Interaktionen werden symmetrischer. Nun beginnt was Schaeffer (1989) “das Konzept des Dialogs” nennt. Das Kind ist nun fähig zu kombinieren, was es in den zwei ersten Phasen gelernt hat. Das bedeutet, das Kind kann zu einem Erwachsenen über Dinge aus seiner Welt sprechen. Es kann dies nun unabhängiger tun und auch selber Konversationen initiieren. Das ist der Grund, weshalb man sagt, dass nun der Dialog begonnen hat.

Erste Dialoge beginnen gleichzeitig mit den ersten Zeichen symbolischer Fähigkeiten mit ungefähr achtzehn Monaten. Um einen Dialog herzustellen, braucht es zwei Dinge: erstens muss das Kind verstehen, dass in einem Dialog zwei Leute aktiv sind, und dass die Sprecher ihre Rollen vertauschen können (Sprecher versus Zuhörer). So weiß das Kind, dass es aktiv teilnehmen muss, genau wie die andere Person. Kurz gesagt, muss das Kind verstehen, dass es sich um eine wechselseitige Aktivität handelt. Zweitens muss das Kind verstehen, dass zu kommunizieren bedeutet, eine bestimmte Kommunikationsabsicht zu haben. Das Kind weiß jetzt, dass es aus einem bestimmten Grund kommuniziert, wenn es das tut.

Offensichtlich ist diese erst kürzlich erworbene Fähigkeit limitiert durch die in diesem Alter eingeschränkte Sprache. Erst in der nächsten Phase – mit dem Erwerb der symbolischen Funktion – wird das Kind reale Konversationen haben können.

e) Vom achtzehnten Lebensmonat bis zum dritten Lebensjahr

Bis zu diesem Zeitpunkt kann der gesamte kommunikative Austausch des Kindes als präverbal betrachtet werden, da das Kind noch keine ausreichenden sprachlichen Fähigkeiten hatte, um gesprochene Sprache zu benutzen. Mit achtzehn Monaten erscheint die symbolische Funktion. Diese Neuerwerbung ermöglicht es dem Kind, gesprochene Sprache zu benutzen. Die Fähigkeit, Sprache zu nutzen, bringt das Kind mitten in die sogenannte „Konversationsperiode“. Diese Periode ist ein weiterer Schritt in Richtung Symmetrie. Das Kind ist noch weit davon entfernt, seine volle Kommunikationskapazität zu erreichen. Tatsächlich kann gesagt werden, dass Kommunikationsfähigkeit im Sinne von Kommunikation guter Qualität erst ungefähr im Alter von sieben Jahren auftritt. Trotzdem wird die Basis für die Kommunikationsfähigkeit zu diesem Zeitpunkt gelegt.

Interaktionen mit anderen Menschen werden weniger physisch und mehr symbolisch. Dieses neue verbale Kommunikationssystem ersetzt nicht einfach die non-verbale Kommunikation. Die zwei Systeme existieren vielmehr parallel. Tatsächlich präsentieren Erwachsene weiterhin sowohl non-verbale als auch verbale Kommunikationssysteme. Das Auftreten von Sprache jedoch modifiziert das Denken des Kindes.

Sprache bis zum Alter von drei Jahren

Die ersten Interaktionen zwischen Mutter und Kind, die oben erwähnt wurden, ermöglichen das Auftreten und die Entwicklung der sogenannten präverbalen Sprache. Wie Stassen Berger und Thompson (1997) darlegen, sind die Kinder von Geburt an mit der Fähigkeit ausgerüstet, Sprache zu erlernen. Das ist so dank einer angeborenen Begabung und ihrer Erfahrung mit der Welt der Sprache und anderen Menschen. Das Kind ist schon in den letzten Monaten der Schwangerschaft Sprache ausgesetzt. Kurt nach der Geburt können Kinder die Sprache ihrer Eltern erkennen und ihre Sprache von einer Fremdsprache unterscheiden. Dies bedeutet, dass das Kind die Befähigung hat, einige Aspekte von Sprache schon in einem sehr frühen Stadium zu verarbeiten. Dies heißt auch, dass das Kind den Kontakt mit anderen braucht, um solche Fähigkeiten zu entwickeln. Das Tempo, in dem das Kind lernt zu sprechen, zeugt von der Effizienz dieser Fähigkeiten.

Die Sprachentwicklung in den ersten Jahren ist beeindruckend. Der Wandel findet allmählich in verschiedenen Phasen statt. Offensichtlich lernt das Kind, Sprache zu verstehen, bevor es lernt zu sprechen. Und es beherrscht dies schon im ersten Jahr perfekt.

Eine kurze Zusammenfassung der Meilensteine, die ein Kind innerhalb der ersten zwei Jahre erreicht, ist nachfolgend dargestellt.

a) Von der Geburt bis zum zweiten Lebensmonat

Von Geburt an sind Kinder dazu veranlagt, Sprache zu erkennen. Deswegen sind sie fähig, verschiedene Laute zu unterscheiden, die Worte—mit Ausnahme derjenigen Kinder, die unter angeborener Taubheit leiden. Kinder können Silben, Betonung und so weiter auseinander halten. Die Fähigkeit, Sprache schon in einem so frühen Alter zu verstehen, ermöglicht eine rasche Sprachentwicklung.

Kinder können die meisten Phoneme ihrer Sprache schon in einem sehr frühen Alter erkennen. Obwohl sie noch nicht die Bedeutung hinter den Lauten verstehen, fangen Kinder schon sehr früh an, diese Laute zu produzieren. Während der ersten zwei Monate (Im englischen Text heißt es „years“, macht aber keinen Sinn)  sind die Kinder vornehmlich am Weinen, Schreien, Stöhnen und manchmal Lachen. Dennoch sind diese Laute noch nicht charakteristisch für Sprache. Sie sind nur  physiologische Produktionen. Und trotzdem sind sie die ersten Laute, die ein Kind produziert.

b) Vom zweiten bis zum sechsten Lebensmonat

Vom zweiten (Englisch dritten?) bis zum sechsten Lebensmonat tauchen neue Laute auf. Alte Laute müssen gefestigt und ausgebaut werden:  neue Schreie, Murmeln, Stimmlaute etc. Diese Laute sind normalerweise richtige Vokalisierungen, hauptsächlich bestehend aus Vokalen. Diese neuen Laute sind die Vorstufe zum sogenannten “Plappern” oder „Babbeln“.  In dieser Phase scheint es keinerlei Unterschiede zu geben zwischen den Lautproduktionen eines normalhörenden Kindes und denjenigen eines Kindes mit Hörverlust.

c) Vom sechsten bis zum zehnten Lebensmonat

Vom sechsten bis zum zehnten Lebensmonat fängt das Kind an zu plappern. Plappern meint Vokale und Konsonanten-Wiederholungen in Silben (ma-ma-ma, pa- pa- pa, da- da- da). Die ersten solchen Plapper-Laute werden „reduplizierendes Babbeln“ genannt, da das Kind einfach die gleiche Silbe repetiert. Dies ist eine wichtige Phase: wenn das Babbeln fortschreitet, sind die Eltern durch ihre ersten Interaktionen mit ihrem Kind motiviert. Sie imitieren seine Lautproduktionen und geben ihnen eine Bedeutung. Kurz gesagt wird eine Art „Dialog“ hergestellt.

Es scheint, dass Kinder aus der ganzen Welt, das gleiche Babbeln teilen. Das heißt,—in seinem Anfangsstadium—ist Babbeln universell, Kinder babbeln also in jeder Sprache gleich. Trotzdem werden die produzierten Laute allmählich auf die der eigenen Sprache limitiert. Dieses Phänomen hat offenbar einen Zusammenhang mit der Funktionalität des Hörens. Ein Kind benötigt offenbar Hörrückmeldungen, um Sprachlaute korrekt unterscheiden zu können. Darin liegt die enorme Wichtigkeit von Neugeborenen-Hörscreening Programmen. Sie erlauben uns, einen Hörverlust schon in den ersten Lebenstagen zu entdecken, in den ersten drei Lebensmonaten eine Diagnose zustellen, und eine Behandlung zu beginnen, bevor das Kind  sechs Monate alt ist.  So werden die ernsthaften Konsequenzen, die durch einen Hörverlust während des Prozesses des Spracherwerbs und der Sprachentwicklung auftreten, verhindert. Erste Gebärden tauchen zu diesem Zeitpunkt ebenfalls auf. Die erste Geste ist das Zeigen. Das Zeigen fängt mit etwa sieben oder acht Monaten an. Dennoch wird es unabsichtlich verwendet. Was das Kind eigentlich möchte, ist ein Objekt zu greifen, aber es kann es nicht erreichen, daher streckt es seine Arme aus. Erwachsene interpretieren dies als Zeigen auf einen Gegenstand, aber das ist noch nicht der Fall. Daher hat diese Geste für das Kind zu Anfang noch keine Bedeutung, obwohl es für den Erwachsenen, der das Kind beobachtet, eine Bedeutung hat.

d) Vom zehnten bis zum zwölften Lebensmonat

Mit ungefähr einem Jahr fängt das Kind an, das meiste zu verstehen, was die Erwachsenen zu ihm sagen. Es versteht einfache und kurze Sätze. Gleichzeitig beginnen die Kinder, Laute in einfachen Betonungen zu produzieren. Sie werden gewöhnlich begleitet durch einfache Gesten, die eine Bedeutung haben.

Das reduplizierte Babbeln verändert sich. Danach kann das Kind verschiedene Silben aneinander fügen (pa-da-ba, pa-ta-ba, etc.). Dieses neue Babbeln ist bekannt als „kanonisches Babbeln“. Zu diesem Zeitpunkt können die Kinder bedeutungsvolle Gesten verwenden. Tatsächlich tun die Kinder dies absichtlich, damit der Erwachsene ihnen einen Gegenstand gibt, den sie nicht erreichen können. Was früher ein Versuch war, einen Gegenstand zu greifen,  wird nun zu einer richtigen Gebärde. Das Kind benutzt nun einige soziale Gesten wie „Hallo“ und „Auf Wiedersehen“, streckt sein Gesicht nach vorn, wenn es um einen Kuss gebeten wird und so weiter.

e) Vom zwölften bis zum achtzehnten Lebensmonat

Wenn das Kind ein Jahr alt ist, kann es ein oder zwei Worte sagen, obwohl es sie nicht perfekt ausspricht. Von nun an wächst sein Vokabular graduell jeden Monat, bis es 50 Wörter erreicht. Dennoch versteht das Kind viel mehr als es produzieren kann. Die meisten dieser Worte sind die Namen von Menschen oder Gegenständen, die ihm sehr vertraut sind. Darunter sind auch einige Verben. Obwohl das Kind einige Worte sprechen kann, besteht das „kanonische Babbeln“ weiterhin.

f) Vom achtzehnten bis zum einundzwanzigsten Lebensmonat

Wenn die 50-Worte-Schwelle einmal erreicht wird, findet eine bemerkenswerte Explosion im Spracherwerb statt, vor allem im Hinblick auf das Vokabular. Von nun an kann das Kind 100 Worte im Monat erlernen. Mit sechs Jahren beherrscht es 8’000 bis 10’000 Wörter (berücksichtigen Sie bitte, dass dies nur eine ungefähre Berechnung ist). Heibeck und Markman (1987) haben diesen Prozess den “fast mapping stage“ genannt, durch den die Kinder ihr Vokabular so schnell erweitern können. Kinder lernen Nomen einfacher als Verben und Verben einfacher als Adjektive, Konjunktionen, Adverbien oder Partikel. Diese Phase wird auch “holosentence” (“Ganzsatz”) genannt, da Kinder oft ein einzelnes Wort als Satz benutzen. Diese Phase kann bei Kindern mit Hörverlust verzögert sein. Es kann sein, dass sie mehr Zeit benötigen, um ein „Basisvokabular“ zu erwerben, dass es ihnen ermöglicht, die ersten zwei Wort Ausdrücke zu bilden.

g) Vom zwanzigsten Lebensmonat bis zu drei Jahren

Zwischen dem 21. Lebensmonat und drei Jahren verlassen die Kinder die “Holophrase” oder das Wort-Satz Stadium und beginnen, zwei-Wort-Sätze zu verwenden. Zum Beispiel: „gib Brot“, „Mami, Wasser“ usw. Diese Art von Satz ist sehr einfach und besteht fast immer aus Worten, die dem Kind sehr geläufig sind. In dieser Phase wächst das Vokabular weiter.

Bezugsnormen für taube oder sehr schwerhörige Kinder mit früher Hörverstärkung („Benchmarks for Deaf or Hard of Hearing Children with Early Amplification“)

von  Betsy Moog Brooks, M.S. Koordinatorin des Familien Schul-Programmes am Moog Center for Deaf Education. Angepasst auf das HICEN Projekt

FRÜHE HÖRVERSTÄRKUNG: WAS MAN ERWARTEN KANN

Kinder, die unter 2 Jahren ein Cochlear Implant erhalten haben, waren fähig, ausreichende Sprech- und Sprachfähigkeiten zu entwickeln, um mit 7 Jahren erfolgreich in die Regelschule integriert zu werden.  Die unten aufgelisteten Normwerte sind ein Leitfaden zum Erreichen dieses Zieles. Bei Kindern, die mit einem Jahr implantiert wurden,  darf  man erwarten, dass sie die gleichen Normwerte erreichen, außer dass sie 4-6 Monate nach der Aktivierung (mit 18 Monaten)  möglicherweise weniger Wörter produzieren. Hörgeräte-Benutzer erbringen erfahrungsgemäß die gleichen Leistungen.

Ganz kurz nach der Aktivierung
* Das Kind demonstriert Erkennen eines Tones über alle Frequenzen
* Das Kind demonstriert Erkennen der Ling 6 Laute: ee (feet), -o- (hot), oo (shoe), s, sh, m
* Das Kind demonstriert Erkennen einer Vielzahl von Umweltgeräuschen

0-4 Monate nach der Aktivierung
* Dies scheint eine „Zuhör“-Zeit zu sein. Da die Kinder noch sehr klein sind, ist es schwierig zu beurteilen, was sie wirklich verstehen.

4-6 Monate nach der Aktivierung
* Das Kind identifiziert ihm bekannte Wörter, in geschlossenen Sets innerhalb von Lektionen.
Diese Wörter beinhalten Nomen und Verben.
* Es kann die meisten der Gegenstände oder Handlungen benennen, die es versteht.
* Es verwendet einzelne Wörter, um seine Wünsche und Bedürfnisse auszudrücken.

1 Jahr nach der Aktivierung
* Das Kind identifiziert 75 bis 100 Wörter, bestehend aus Nomen, Verben, einigen früh
entwickelnden Adjektiven und früh entwickelnden Präpositionen, wenn Bilder oder Objekte
gezeigt werden, die diese Wörter repräsentieren.
* Es entwickelt ein Verständnis einiger früh entwickelnder zwei-Wort-Kombinationen
(Nomen-Nomen, Nomen-Verb, Verb-Nomen)
* Es produziert einige früh entwickelnde Zwei-Wort-Kombinationen
* Es produziert einige früh entwickelnde Zwei-Wort-Kombinationen in einer
Lektionsumgebung.
* Es benutzt einzelne Wörter und einige einfache Phrasen und Ausdrücke.

15 bis 18 Monate nach der Aktivierung
* Eine Sprachexplosion scheint stattzufinden.
* Das Kind lernt Vokabular außerhalb des Klassenzimmers oder der Therapieumgebung.
* Es benutzt eine Vielzahl von Zwei-Wort-Kombinationen spontan.

2 Jahre nach der Aktivierung
* Es benutzt so viele Wörter, das man sie nicht mehr zählen kann.
* Es versteht eine Vielzahl von einfachen Sätzen und Fragen
* Es verwendet einfache Sätze mit 4-6 Wörtern beim spontanen Sprechen.
Faktoren, die das Potential des Kindes, diese hohen Ziele zu erreichen, beeinflussen können:
* Normale Intelligenz
* Sein Implantat konstant tragen
* Keine Bedenken in Bezug auf sprachliche oder motorische Fähigkeiten
* Passende Verstärkung, speziell gut-angepasste Hörgeräte und/oder eine geeignete MAP bei
einem Cochlear Implant Träger.

http://www.hearingexchange.com/parents-resources

Referenzen

M.P.Downs. Hearing in children. Salvat.BCN.1981 www.hearingexchange.com/parents-resources OWENS, J. (2003) Language Development. Madrid: Prentice Hall. Kapitel2. “Models of Language Development”.

Kapitel 5 – Entwicklung von emotionalen Aspekten und Persönlichkeit

Präsentation
Das sozio-affektive Leben eines Menschen beginnt viel früher als wir noch vor einigen Jahren gedacht haben. Während des ersten Lebensmonates kann ein Kleinkind Emotionen ausdrücken. Es kann sich schon im letzten Trimester der Schwangerschaft anderer Menschen bewusst sein. Beziehungen mit den Eltern sind besonders signifikant in diesem Zusammenhang.
Zielsetzung
1. Wissen, wie die sozio-affektive Interaktion eines Kindes sich innerhalb der ersten
Lebensjahre entwickelt.

2. Die Rolle kennen, die die Persönlichkeit bei der Entwicklung des sozio-affektiven Aspektes
spielt.

Entwicklung von Gefühlen

Die Bindung ist eine sehr spezielle Beziehung zwischen Kleinkindern und nahestehenden Menschen. Eine Bindung herzustellen, ist einer der Hauptentwicklungspunkte in den ersten zwei Lebensjahren.

Das Verhältnis zwischen dem Kleinkind und anderen Menschen ist zu diesem Zeitpunkt sehr wichtig. Das Verhältnis zu sich selbst ist ebenfalls sehr wichtig. Das Kind muss sich selbst entdecken. Oft tut es dies über andere. Trotzdem spielt eine Art Selbstentdeckung auch eine wichtige Rolle. Selbstentdeckung ist zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr sehr relevant. Ein Kind dieses Alters hat auch andere Arten von Beziehungen mit anderen. Seine Beziehungen werden mehr, speziell dann, wenn es beginnt, zur Schule zu gehen. Familienbeziehungen verändern sich nun dramatisch. Die Rolle der Eltern ist zu diesem Zeitpunkt sehr wichtig.

Soziale und gefühlsbezogene Auswirkungen durch das Fehlen von Kommunikation aufgrund von Hörverlust müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Die Isolation und die Widrigkeiten, mit denen ein taubes Kind in seiner sprachlichen und kognitiven Entwicklung konfrontiert wird, können einen negativen Einfluss auf den Prozess der sozialen Integration und auf Beziehungen haben und auch auf die emotionale Entwicklung des Menschen. Die soziale Interaktion eines tauben Menschen wird durch dies beeinflusst. Dies betrifft die Schule, da sie ein Teil des Lehr-Lern-Prozesses ist, der dank den vereinten Bemühungen einiger Menschen stattfindet.

Trotzdem hängen die Konsequenzen vor allem von der Fähigkeit ab, mit der Familie und in der Schule zu kommunizieren. Es muss berücksichtig werden, dass sozialer Austausch und zwischenmenschliche Beziehungen vor allem auf sprachlichem Austausch basieren. Außerdem gibt es andere Faktoren, wie z.B. überfürsorgliche Familien, integrierte oder nicht-integrierte Schule, früher Spracherwerb für die Kommunikation (inklusive Gebärdensprache), Erfahrungen in Umgebungen, die rund um die gesprochene Sprache strukturiert sind, oder Erziehungsstrategien, die Eltern anwenden in Zusammenhang mit Impulsivität-Selbstkontrolle und Abhängigkeit-Unabhängigkeit.

Alle diese Schwierigkeiten bei der kommunikativen Interaktion und Eingliederung in soziale Regelsysteme verursachen eine ganze Reihe von Bedürfnissen bei der Ausbildung eines tauben Studenten. Einige Beispiele sind das Bedürfnis, mehr Information über Regeln und soziale Werte zu bekommen, seine Identität und sein Selbstwertgefühl zu behaupten, ein Kommunikationssystem zu erlernen und teilen, das ihm erlaubt, sein Denken zu strukturieren, sein Benehmen anzupassen und mit seiner Umgebung zu interagieren.

Kontakt mit anderen

Ein wichtiger Aspekt von Klang ist seine Fähigkeit, Gefühle erzeugen und zu vermitteln.

Ein Kind lernt zu unterscheiden zwischen Zuneigung, Zärtlichkeit, Anregung oder Wut, indem es Unterschiede bei der Intonation, Lautstärke, Geschwindigkeit und anderen Merkmalen erkennt und auseinanderhält. Einfache Nachahmung dieser Laute wird ihm erlauben, in die Welt der Kommunikation eingeführt zu werden.

Ein Kleinkind beruhigt sich beim Klang der Stimme der Mutter und ein einmonatiges Baby, und sogar ein Kleinkind, das älter als ein Jahr ist, fühlt sich sicher, wenn es in Rufweite seiner Mutter ist.

Klang spielt eine wichtige Rolle während des Individualisierungs-Trennungs-Prozesses, der zwischen dem achten und sechzehnten Lebensmonat stattfindet.

Nicht hören zu können kann das Kind isolieren und die Kommunikation mit und das Verstehen der gefühlsmäßigen und emotionalen Welt behindern. Es erschwert auch die Nachahmung des Klangs und das spontane Lernen gesprochener Sprache. Ein taubes Kind wird korrekte mündliche Erklärungen zu den Emotionen und Gefühlen anderer Menschen nicht verstehen.

Wenn das Kind nicht vorgängig Informationen erhält und ihm nicht erklärt wird, weshalb Dinge passieren, wird es die Absichten anderer Leute, den Ursprung von Ereignissen und die Feinheiten, die mit verschiedenen Konzepten  und der Komplexität von Dingen verbunden sind etc., missverstehen. Es ist daher normal für ein hörbehindertes Kind, sich unsicher, unflexibel, egozentrisch, empfindlich, unkontrolliert und impulsiv zu fühlen.

Kommunikative Interaktionen zwischen einem Erwachsenen und einem tauben Kind sind normalerweise sehr viel kontrollierter und regelorientierter als diejenigen zwischen Erwachsenen und normalhörenden Kindern.

Normalhörende Erwachsene erklären normalerweise die Gründe für Regeln oder Handlungen oder Tatsachen, die in der Zukunft passieren werden, nicht ausreichend.  Folglich wird ein taubes Kind die Regeln nicht richtig kennen oder verstehen lernen. Sein Verhalten wird also zeitweise nicht adäquat sein (Alonso et al., 1991).

Im Allgemeinen ergreifen die Eltern die Initiative, Anweisungen zu geben und den Aktionsraum ihres Kindes einzugrenzen. Dem Kind wird oft wenig Spielraum zum Reagieren gelassen. Dem Kind werden üblicherweise geschlossene Fragen mit zwei Antwortmöglichkeiten gestellt: Willst Du das oder das? Solche Begrenzungen machen es schwierig für das Kind, Zeitabfolgen zu verstehen, weg von spezifischen Konzepten zu kommen, über Möglichkeiten nachzudenken und Ereignisse vorauszuplanen (Clemente und Valmaseda, 1985).

Die Schwierigkeiten, Dinge zu erklären, können sogar die Toleranz der Eltern beeinflussen. Tauben Kindern werden mehr Launen zugebilligt und man ist weniger strikt mit ihnen, wenn es um Dinge geht, wie z.B. geregelt ins Bett zu gehen oder Hygienepflichten nachzukommen etc.

Ein früher Kommunikationscode fördert einen höheren Informationsstand, eine interne Kontrolle des eigenen Verhaltens und eine korrekte externe Kontrolle durch adäquate Interaktion. Eltern und Erzieher müssen die externe Kontrolle adäquat ausführen und müssen den Kindern beibringen, wie sie die Messlatte höher ansetzen und kleine Frustrationen akzeptieren lernen können.

Referenzen

MORENO, C., i CUBERO, R. (1991). Relaciones sociales: familia, escuela, compañeros. Años preescolares. A: J. Palacios, A. Marchesi, i C.Coll Eds. Desarrollo psicológico y educación, I. Madrid: Alianza Psicología.

PALACIOS, J., i HIDALGO, V. (1991). Desarrollo de la personalidad en los años preescolares. A: J. Palacios, A. Marchesi, i C.Coll Eds. Desarrollo psicológico y educación, I. Madrid: Alianza Psicología.

SHAFFER, D.R. (2002). Social and Personality Development. Madrid: Thomson

Luterman, D., Counseling Persons with Communication Disorders and Their Families, Pro-Ed, 2001.

Meadow, K., «Burnout in Professionals Working with Deaf Children» en American Annals of the Deaf, nº 126(pp. 13-19), 1982.

Kapitel 6 – Entwicklung der musikalischen Empfindung

(von Damian Llopis)
„Ohne Musik wäre mir das Leben ein Irrthum“

Friedrich  Nietzsche.

Musik wird definiert als kunstvoller Klang der menschlichen Stimme, von Musikinstrumenten oder beidem, unter Berücksichtigung von Melodie, Harmonie und Rhythmus. Musik, wie Sprache, ist eine Form der Kommunikation, die auf Akustik basiert. Sie folgt bestimmten Regeln, um eine begrenzte Anzahl von Tönen in einer unbegrenzten Anzahl von Variationen zu kombinieren. Für beide Fähigkeiten gibt es eine genetische Prädisposition, die die Menschen befähigt, Sprache zu erlernen und musikalische Variationen von frühester Kindheit an zu erkennen. In den ersten Lebensjahren entwickelt ein Baby, das Klängen ausgesetzt ist, eine musikalische, verbale und linguistische Wahrnehmungsfähigkeit.

In der Musik, genau wie in der Sprache, dienen gemeinsame Unterscheidungsfaktoren als Ausgangspunkt. Unter diesen Faktoren findet man Klang und Intensität. Kinder in der prälingualen Phase haben eine ähnliche musikalische Empfindungsfähigkeit wie ältere Kinder. Vom 6. Lebensmonat an kann man die Fähigkeit, Veränderungen in Melodien zu erkennen bestimmen. Diese musikalische Empfindung hat einen Einfluss auf persönliche Beziehungsaspekte. Alle Mütter singen ihren Babies Melodien vor, auch wenn diese die Worte, die gesungen werden, nicht verstehen können, und im Allgemeinen wird ein spezieller, einfacher und intensiver, langsamer und emotional ausdrucksstarker Tonfall benutzt, der  allen Kulturen gemeinsam ist.

Ein solches Verhalten der Mutter erzeugt eine Verminderung der motorischen Aktivität und lange Phasen konzentrierter Aufmerksamkeit bei den Kindern. Musik, genau wie Sprache, wurde von Neurowissenschaftlern, Musikern und Therapeuten studiert. Beide Arten von Klangreizen teilen sensorische Afferenzen ,die Information zur Großhirnrinde transportieren.

Sprache setzt sich zusammen aus Phonemen, Morphemen, Wörtern und Sätzen. Musik basiert auf Klang, Timbre, Rhythmus und Melodie. Zusammen erzeugen sie die musikalische Wahrnehmung. Außerdem  haben Musik und Sprache eine Beziehung zur Erzeugung von Bildern (Erinnerungen und Gedächtnis), motorischer Aktivität und Affektivität.

Die Analyse zentraler Sprachverarbeitung hat große Fortschritte gemacht, während die Musikanalyse komplexer ist, da man ihre verschiedenen Merkmale isoliert betrachten muss. Resultate experimenteller auf Musikverarbeitung bezogener Studien werden beeinflusst durch die musikalische Erfahrung (Musiker, nicht-Musiker oder Musikliebhaber) und durch die Art, in der musikalische Reize präsentiert werden. Während jemand ohne Training Sprachkompetenz bezüglich Verständnis und sprachlichem Ausdruck aufweisen, und musikalische Wahrnehmungsfähigkeit und Melodieerkennung spontan erworben werden kann, muss man ein Musikinstrument erst erlernen. Um die Anforderung einer harmonischen Darbietung zu erfüllen, muss geübt werden.

Musik spielt eine sehr wichtige Rolle im Lernprozess eines Kindes in der Vorschule. Es ist wesentlich, dass ein Kind gleich beim ersten Kontakt mit Musik das Gefühl hat, dass es sie erzeugt. Einem Kind muss Musik gefallen, damit es lernt ihr zuzuhören, sie zu kennen und zu achten. Musikalische Aktivitäten sind sehr förderlich: die Fähigkeit zuzuhören wird verbessert, die Vorstellungskraft wird entwickelt, Kreativität wird gefördert, und so weiter.

þ WAS KANN MAN IN DER KINDLICHEN ENTWICKLUNG VON MUSIK ERWARTEN?

VERBESSERUNG DER ABSTRAKTIONSFÄHIGKEIT

PSYCHOMOTORISCHE REAKTION

MITTELFRISTIGES UND KURZZEITGEDÄCHTNIS.

MÜNDLICHER AUSDRUCK VON KOMPLEXEN GEFÜHLEN UND KONZEPTEN.

KLARER TREND ZUR SOZIALEN INTEGRATION.

Musikalische Übermittlung in der Mutter-Kind Beziehung

Ergebnisse der experimentellen Psychologie bringen uns interessante Daten über den Nutzen, ein Baby zu wiegen und die Effizient, ein Baby auf dem Arm zu halten, um es zu beruhigen.  Korner (1965, 1970) vertritt die Meinung, dass die vestibulären Reize, die durch den Lagewechsel hervorgerufen werden, einen beruhigenden Effekt auf das Baby haben, sogar mehr als reiner Hautkontakt.  Genau dieselben Reize, wenn sie kurz und hauptsächlich vertikal sind, aktivieren die Aktivität der Sehbahn („visual sweep“) und die Aufmerksamkeitsfähigkeit des Babies. Clark (1977) zeigte, dass vestibuläre Reize einen positiven Effekt auf die motorische Entwicklung des Kindes ausüben.
Einige Autoren weisen darauf hin, was für eine wichtige Rolle der Rhythmus bei den Mutter-Baby Interaktionen spielt. Ihre Arbeit zeigt, wie Wiederholungen über die Zeit und ein regelmäßiger Mutter-Baby Interaktionsablauf die kognitive Entwicklung des Babies fördern. Durch bekannte Abläufe (Rhythmus), bereitet die Mutter das Kind darauf vor, auch das Unbekannte zu akzeptieren (Wechsel der Reize).
Andere Autoren zeigten den Effekt, den Reime und Wiederholung auf die Psyche ausüben. Das Vergnügen, das die Reime in Liedern vermitteln, kompensiert das Gefühl der Distanz und Trennung, das der Schlaf mit sich bringt.

Es ist bekannt, dass das Mutter-Baby Verhältnis durch eine frühe Diagnose von Hörverlust beeinflusst wird. Darum ist es sehr wichtig, dass Frühförderprogramme ihre Aufmerksamkeit auf die Erhaltung dieser Verhaltensmuster richten, um den ersten Kontakt mit Musik in Form von Reimen, Liedern und Schlafliedern zu festigen, die für das Baby so vorteilhaft sind.

Verzweifelte Mütter beklagen, dass sie den Babies ihr Hörgerät oder Cochlear Implant ausziehen müssen, bevor sie sie schlafen legen. Deshalb kann das Baby ihnen nicht länger zuhören, daher fragen sie sich “was es für einen Zweck hat, einem tauben Kind vorzusingen”. Erstens ist es kein Muss, Hörgerät oder CI auszuziehen, wenn das Kind am einschlafen ist. Und sogar, wenn man es auszieht, profitiert das Baby vom Gesichtsausdruck der Mutter, der Zärtlichkeit des Moments und den vestibulären Reizen des Schaukelns etc.

Psychologie der musikalischen Entwicklung

Einige Autoren haben verschiedene Entwicklungsphasen beim Erlernen von unterschiedlichen musikalischen Parametern nachgewiesen und beschrieben. Sie haben Entwicklungsschritte für den Erwerb musikalischer Fähigkeiten vorgeschlagen, die abhängig sind von der Reaktion des Kindes auf verschiedene Wahrnehmungssituationen und von kreativen Freizeitsituationen, in denen Klang produziert wird, der als Musik betrachtet wird.

Meilensteine in der Entwicklung musikalischer Fähigkeit zwischen 0 und 6 Jahren („Development milestones in musical ability from 0 to 6 years of age“) Shuter-Dyson und Gabriel (1981)

Alter

0-1
Reagiert auf Töne.
1-2
Macht spontan Musik.
2-3
Fängt an, Sätze aus Liedern zu reproduzieren, die es schon gehört hat.
3-4
Versteht die allgemeine Gliederung eines Liedes. Es könnte ein umfassendes Gehör entwickeln, sollte es lernen, ein Instrument zu spielen.
4-5
Kann Tonhöhenregister unterscheiden, und durch Imitation einfache Rhythmen reproduzieren.
5-6
Versteht laut und leise, kann “gleich” und “verschieden” auseinanderhalten, wenn über Melodien oder einfache Rhythmen gesprochen wird.
Entwicklungsmerkmale und musikalische Entwicklung beim Kleinkind (0-3 Jahre)

8 Monate

Das Kind reagiert auf Musik und andere akustische Reize, indem es seine Lage und seine normale Ruheposition verändert.
18 Monate
Das Kind reagiert mit seinem ganzen Körper rhythmisch auf Musik.

Summt und singt spontan Silben mit.

Ahmt Lieder nach, die es hört, und summt falsch mit.
2 Jahre
Kind singt meistens mit, benutzt Perkussion und Bewegungen.

Entdeckt Rhythmus (allgemein “entdeckt” das Hirn den Körper; Laufen, Tanzen, Sinn für physischen Rhythmus).

Interesse an Musikinstrumenten. Ermutigt zu singen.
2 ½ Jahre
Kann Musik und Lärm unterscheiden.

Lieder und einfache Gedichte sind ihm geläufig.

Musik und Cochlear Implant

(Aus “Music and Cochlear Implants. Professional series Cochlear Ltd.2008”)

Bis heute gibt es nur wenig Forschungsmaterial zu Fähigkeit der musikalischen Wahrnehmung von Kindern mit CI. Tara Vongpaisal, PhD Studentin an der Universität Toronto in Kanada, hat eine Studienserie über Musik durchgeführt.  Die untersuchte Gruppe bestand aus 10 implantierten Kindern und einer Kontrollgruppe von 10 Kindern mit normalen Hörwerten. Die Untersuchung bestand darin, einige Pop Songs aus drei verschiedenen Aufnahmearten herauszufinden: der Originalaufnahme, der Aufnahme ohne den Text (Karaoke Stil)  und der auf dem Klavier gespielten Melodie. Kinder mit normalem Gehör und Kinder mit CI erreichten ähnliche Ergebnisse, wenn sie die Originalversion anhörten. Allerdings erbrachten die CI Kinder weniger gute Leistungen bei der Version ohne Text. Ihre Leistung wurde noch schlechter, wenn sie die auf dem Klavier gespielte Melodie identifizieren sollten, während Kinder mit normalem Gehör ihre gute Leistung aufrechterhalten konnten.

In einer zweiten Studie wurde die Fähigkeit der Kinder, einzelne Töne in einer Tonabfolge zu unterscheiden, gemessen. In einer monotonen Sequenz konnten Kinder mit CI den Tonwechsel zwischen einem und zwei Halbtönen unterscheiden. Ihre Leistung war schlechter als die der Kinder der Kontrollgruppe, wenn die Töne ihnen in unterschiedlicher Abfolge präsentiert wurden und sie bestimmen mussten, ob zwei Sequenzen die gleichen waren oder nicht. In diesem Zusammenhang hatten Kinder mit CI Schwierigkeiten, Wechsel von einem Halbton zu erkennen.

In einer anderen Studie ging es darum, die Texte von bekannten Melodien zu wiederholen, entweder mit oder ohne musikalische Begleitung. Kindern mit CI wiederholten 19% der Wörter korrekt, wogegen Kinder der Kontrollgruppe mit normalem Gehör 90% der Wörter richtig hatten.

Die letzte Studie untersuchte, ob Kinder mit angeborenem Hörverlust und einem CI Informationen über Klang und Zeitdauer von Liedern reproduzieren konnten. 12 japanische Kinder mit CI und 6 mit normalem Gehör wurden berücksichtigt. Kinder mit CI sangen den Rhythmus der Lieder ähnlich wie diejenigen mit normalem Gehör. Trotzdem war ihr Klangspektrum reduziert und die Klangmuster standen in keiner Beziehung zu den verlangten Liedern.

Referenzen

1.      http://www.phys.unsw.edu.au/jw/Cochlear.html

2.      Review. McDermott HJ.Trends Amplif. 2004; 8(2):49-82.

3.      Music and Cochlear Implants. Professional series Cochlear Ltd.2008.pdf gratis zum Herunterladen. www.cochlear.com


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